Linz - "Die Freiheitlichen werden immer mehr als normale Partei gesehen - in der eben passiert, was die Österreicher für normal halten. Und da gehört eben Postenschacher dazu." So fasst der Linzer Marktforscher Werner Beutelmeyer die Ergebnisse der jüngsten Umfrage seines market-Instituts zusammen. market befragte im Auftrag des Standard 400 Österreicher über Postenschacher. Hauptergebnis: Allen Parteien wird zugetraut, mehr oder weniger intensiv Parteifreunde zu protegieren. Nur bei den Grünen ergibt sich ein etwas freundlicheres Bild - "aber da muss man auch bedenken, dass dass die Grünen kaum Chancen hätten, Posten zu vergeben. Dennoch trauen ihnen 23 Prozent diese Praktiken zu, es sagen nur 27 Prozent, dass die Grünen weniger bis gar nicht mitnaschen," erläutert Beutelmeyer. Die Frage lautete: "Es wird ja den Parteien in unterschiedlichem Ausmaß zugetraut, dass sie sich beziehungsweise ihren Parteifreunden Posten zukommen lassen. Welche Parteien tun das intensiv, welche manchmal und welche eher weniger bis gar nicht?" 39 Prozent trauen der FPÖ intensive Verwicklung in Postenschacher zu, 33 Prozent sagen, das wäre manchmal der Fall, nur zwölf Prozent sehen weniger bis gar keinen Postenschacher. Die Werte für die ÖVP (40 Prozent intensiv, 33 manchmal, neun weniger bis gar nicht) und die SPÖ (42 intensiv, 31 manchmal, zehn weniger bis gar nicht) unterscheiden sich da nur unwesentlich. Auffallend ist jedoch, dass FPÖ-Wähler der eigenen Partei kaum Postenschacher zutrauen, während SPÖ- und ÖVP-Wähler kaum Probleme haben, Protektionismus ihrer Partei zuzugeben. Dass sich die Parteien intensiv gegen Postenschacher engagieren, wird auch nur von einer Minderheit angenommen, die Werte liegen zwischen acht Prozent für die ÖVP und 14 für die Grünen. (DER STANDARD; Print, 10.6.2002)