Unternehmen
"Kompletter Blödsinn"
Unschuldiger Boss-Chef hat unter Vorwürfen falscher Verkaufszahlen Hut genommen - konstanter Umsatz erwartet
New York/Metzingen - Der Modekonzern Hugo Boss rechnet
in diesem Jahr in den USA trotz der schwierigen Marktsituation
weiterhin mit einem konstanten Umsatz. Behauptungen, das Unternehmen
habe unter dem inzwischen zurückgetretenen US-Chef Marty Staff die
Verkäufe 2001 künstlich aufgeblasen, seien haltlos, sagte
Vorstandschef Bruno Sälzer am Montag in New York. Staff, der nach
Bilanzierungspannen am vergangenen Montag seinen Hut nahm, würde
keines Fehlverhaltens beschuldigt. Sälzer hält sich derzeit zu Gesprächen mit großen Kunden in den
USA auf. In dem wichtigen Markt erzielte BOSS im vergangenen Jahr
Umsätze von 177 Mill. Euro. Unterdotierte Rückstellungen und
Bestandsdifferenzen von insgesamt acht Mill. Euro hatten jedoch das
Ergebnis belastet und schließlich zu Staffs Rücktritt geführt. Die
Prüfung der Vorgänge sei inzwischen abgeschlossen, betonte Sälzer.
"Richtige Besetzung"
Der für extravagante Partys und Marketing-Aktionen bekannte Staff
sei dennoch die richtige Besetzung an der Spitze der Tochter gewesen.
"Marty hat uns aus dem etwas verträumten Herrenmoden-Segment einen
großen Schritt in Richtung einer jüngeren und frischen Positionierung
vorangebracht", sagte Sälzer. Boss sei in den USA mit einem Anteil
von 6,5 Prozent im Bereich der oberen Herrenbekleidung inzwischen
führend. "Das hat noch keiner geschafft, in so kurzer Zeit diese
Marktanteile hinzuzugewinnen."
Boss habe in den USA trotz des Schocks nach den Terroranschlägen
vom 11. September bereits im Dezember 15 Prozent seiner Frühlings-
und Sommerware ausgeliefert und damit dort im ersten Quartal 2002 im
Vorjahresvergleich einen hohen Umsatzrückgang verursacht, räumte
Sälzer ein. "Es ist vielleicht typisch für die Amerikaner, dass sie
immer ein bisschen zu optimistisch sind." Der Anteil von 15 Prozent
liege zwar höher als früher, sei aber durchaus üblich.
Der Vorwurf, Staff habe damit seinen Jahresbonus aufbessern
wollen, sei "kompletter Blödsinn". Durch die anhaltend schwierige
konjunkturelle Situation seien nun zwar auch die Rücknahmen von Ware
gestiegen, sie würden sich aber immer noch im typischen Rahmen von
weniger als zehn Prozent bewegen. (APA)