Die Wohnumgebung hat hohe Bedeutung für die Lebensqualität. In diese "dritte Haut" investieren wir viel Herzblut und auch Geld. Störungen und Konflikte treffen uns daher gerade in diesem Bereich auch besonders auf der emotionalen Ebene.Die Miteigentümerin in der Wohnungseigentumsanlage sperrt immer wieder das Katzentürl in der Haustüre zu, die Mieze irrt im Stiegenhaus herum und muss dann dort auch manchmal. "Wer putzt das weg?" und "Dieses unerträgliche Miauen! Darf die denn das überhaupt ?" Welche Gemeinheit, welcher Ärger. Reden hilft nichts mehr! Was tun? Zuwarten bis zur Eskalation, das Gericht einschalten oder - Mediation? Ausgang ungewiss Der Ausgang eines Gerichtsverfahrens ist eher ungewiss, ja selbst ein "Sieg" wird den Frieden im Haus nicht wieder herstellen. Ein Richter kann nur dem Antrag oder der Klage ganz oder teilweise stattgeben oder sie abweisen. Die rechtliche Position wird aufgebauscht, um zu gewinnen. Die eigentlichen Bedürfnisse spielen keine wirkliche Rolle. Je nach Verfahrensart ist meist mit dem Siegen oder Verlieren auch die Kostenfrage verbunden. In der Mediation, der professionellen außergerichtlichen Konfliktvermittlung ist ein Eingehen auf die Interessen und Bedürfnisse möglich. Der Mediator stellt die Gesprächsbasis her und hält sie aufrecht, er unterstützt die Parteien beim gemeinsamen Finden ihrer Lösung. Wichtige Kriterien einer solchen Vereinbarung sind die Fairness sowie deren Zukunftstauglichkeit und Einhaltbarkeit. Der Nutzen der Mediation gerade im Bereich des Wohnens (Miete, Wohnungseigentum, Liegenschaftsbesitz und Nachbarschaft) liegt auf der Hand: Nicht nur die rechtlichen Aspekte spielen eine Rolle, die hohe emotionale Seite des Konflikts hat Platz. Die Streitparteien investieren ihre Energie in die Suche nach Lösungen und nicht in die Erforschung von Ursachen und Beweisen. Durch die hohe Eigenverantwortlichkeit sind Lösungen in kurzer Zeit möglich, der Konflikt eskaliert nicht. Mit der Mediation werden kreativere Lösungen möglich, die den Bedürfnissen der Betroffenen viel besser angepasst sind. Und damit werden die getroffenen Vereinbarungen dauerhafter als nach einem Prozess. Schonendes Verfahren Die Konfliktvermittlung durch Mediation findet freiwillig statt, sie ist ein schonendes Verfahren, in dem die Verschwiegenheit (Ko-Mediation meist durch Rechtsanwalt und Psychotherapeuten) gewährleistet ist. Die Konfliktpartner bestimmen die Höhe der Kosten durch die Dauer der Mediation, vor allem aber auch die Teilung der Kosten selbst. So werden diese kontrollierbar und überschaubar. Und der Katzenfall? - Die Katzenmutti und die Nachbarin treffen eine Vereinbarung, zu welchen Zeiten die Mieze über das Katzentürl ins Freie kann, ohne zum Beispiel die Wäsche der Nachbarin zu gefährden. Für beide eine tragbare Lösung. Und beide haben ein Stück eigener Kompetenz zur Lösung von Konflikten dazugewonnen. Karin Paar ist Juristin und Psychotherapeutin, Martin Steininger Rechtsanwalt in Linz. (Paar, Steininger/DER STANDARD, Printausgabe, 11.6.2002)