Wien - Österreichs Reisebürobranche ist mit der Österreich Werbung (ÖW) und den Landeswerbeorganisationen unzufrieden. "Da werden für gutes Geld ausländische Reiseveranstalter nach Österreich geholt, die Schönheiten kennen zu lernen, und uns, die etwas zu verkaufen haben, lädt man nicht ein", sagte Fachverbandsobmann Edward Gordon in einer Pressekonferenz am Dienstag. Gordon wies darauf hin, dass 23 Mio. oder 17 Prozent aller Nächtigungen, die in gewerblichen Betrieben in Österreich gezählt werden, auf Reisebüros zurückzuführen sind. "Je weiter entfernt ein Land, wo man Werbung für Österreich macht, desto wichtiger die Kooperation mit den Reisebüros," sagte Gordon. Incoming-Plattform In der ÖW zeigt man sich aufgeschlossen. "Wir werden in diesem Sommer eine eigene Incoming-Plattform schaffen, in der die Marketing- und Verkaufsaktivitäten der größten österreichischen Incomer mit der Österreich Werbung abgestimmt werden", sagte ÖW-Chef Arthur Oberascher dem STANDARD. Incomer und Retailer seien darüber hinaus jetzt schon im Marketingbeirat der ÖW vertreten. Dem heurigen Sommer blickt der überwiegende Teil der Branche hoffnungsfroh entgegen. Einer Umfrage zufolge, die der Fachverband unter den 300 Incoming-Reisebüros gemacht hat, erwarten 60 Prozent eine gleichbleibend bis stärkere Sommersaison als vergangenes Jahr; 35 Prozent schätzen die Sommersaison schwächer ein, fünf Prozent der in der Auswertung berücksichtigten 160 Antworten waren Leermeldungen. Zuerst ins Reisebüro Immer mehr Österreicher, die in der Heimat Urlaub machen wollen, gehen zuerst ins Reisebüro und buchen dort. Gordon sprach von 20-prozentigen Zuwächsen pro Jahr: "Das Angebot ist so vielfältig, die Leute suchen eine Orientierung und wollen Beratung." Das sei auch der Grund, warum die Branche keine Angst vor Internetreisebüros habe. "Die Leute informieren sich im Web, kommen dann aber ins Reisebüro und buchen da", sagte Gordon. Von den gut 3,1 Mrd. Euro Umsatz, die von den 2380 Reisebüros im Vorjahr erwirtschaftet wurden, entfiel der Löwenanteil auf Touristik/ Pauschalreisen mit rund 35 Prozent. Der Anteil der Flug-/ Geschäftsreisen machte etwa 30 Prozent aus und war damit in etwa gleich groß wie das Incoming-Geschäft. (stro/DER STANDARD, Printausgabe, 12.6.2002)