Wien - Zwei Wochen Arbeit, zwei Feuerproben. "Bei der Nahrungsmittelsicherheit herrscht ein Kontrollproblem", betont Walter Schuller, Interimsgeschäftsführer mit guten Aussichten auf den fixen Job bei der seit 1. Juni 2002 tätigen heimischen Ernährungssicherheitsagentur nach den ersten zehn Tagen in seinem neuen Amt.WErst Nitrofen, dann DDT Erst Nitrofen in importiertem Putenfleisch, dann DDT in den Böden von Wiener Gemüsegärtnereien: "Wenn etwas laut wird, scheppert's gleich", kennt der 59-jährige Tierarzt aus dem Burgenland und BSE-Krisen-erprobte Ex-leiter der Mödlinger Veterinärmedizischen Untersuchungsanstalt die Dynamik von Lebensmittelskandalen in Zeiten globalisierter Märkte. Deren immer unüberschaubarere Verflechtungen erfüllen den Mann aus der Praxis, der mit dem Ressort von Konsumentschutzminister Herbert Haupt (FPÖ) zusammenarbeitet, mit Skepsis. Etwa in Sachen Lebensmittelhygiene, wie er griffig formuliert: "Eine Salmonelle müsste man sein, dann sieht man heutzutage die Welt." Abwarten ist falsch Habe es dann einmal gescheppert, sei "Zuwarten ein Fehler". Ein Fehler wie in Sachen Nitrofen, als das "von deutscher Seite informierte Ministerbüro und ich" entschieden hätten, "erst am nächsten Tag mit der Info herauszugehen, weil mich verwirrte Probenzieher aus den Bundesländern angerufen haben, die nirgendwo deutsche Hühner finden konnten". Möglichst professionell müssten die Konsumenten dann informiert werden. Wie es die Ernährungsagentur "ab Herbst oder Winter auf einer Homepage" zu tun gedenke. "Mit Links zu allen Gruppen, die mit uns zusammenarbeiten wollen, von der Arbeiterkammer bis zu Global 2000". (Partei-)politische Animositäten nämlich kenne er nicht: "Für mich zählt ausschließlich inhaltliche Seriosität." (DER STANDARD, Printausgabe 13.06.2002)