Die Österreichtochter der britische Colt Telecom Group, nach eigenen Angaben einer der größten europäischen Telekom-Anbieter im Geschäftskundenbereich, will wieder wachsen. Anfang des Jahres war die Colt Telecom Austria noch auf Rückzug gewesen, das erst vor etwa einem Jahr errichtete "Internet Solution Centers" (ISC) in Wien wurde mittlerweile geschlossen, 25 Mitarbeieter abgebaut. Nun spricht Österreich-Chef Alfred Pufitsch von einer Expansion in ganz Österreich und in Richtung Osteuropa. Österreichweites Basisnetz geplant Bisher nur in Wien und Linz präsent plant das Unternehmen in den kommenden Monaten die Errichtung eines österreichweiten Basisnetzes. Bereits in den nächsten Wochen will die Colt Telecom Austria außerdem Niederlassungen in Budapest und Prag eröffnen. Die weitere Expansion im zentraleuropäischen Raum werde zur Zeit evaluiert, sagte Pufitsch am Mittwochabend vor Journalisten. "Bedarfsgetriebenes Modell" geplant Die Kapitalausgaben will das Unternehmen bei der Expansion aber gering halten. Geplant sei ein "bedarfsgetriebenes Modell". Selbst Leitungen vergraben will Colt Austria nicht mehr. "Es gibt genug Kapazitäten, die man nützen kann", betont Pufitsch. Verhandlungen seien im Laufen. Auch die weitere Entbündelung von Leitungen außerhalb von Wien und Linz ist nicht geplant. Der Umsatz soll heuer um 28 Prozent ansteigen. Schon ab dem nächsten Monat peilt Colt Austria ein operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) an. "Wenn nicht allzu viele Turbulenzen auf das Unternehmen zukommen, könnte auch das Gesamtjahr EBITDA-positiv sein", hofft Pufitsch. Im ersten Quartal 2002 hat die Colt-Österreichtochter ihren Umsatz bereits um 35 Prozent gesteigert. Der EBITDA-Verlust ist von 500.000 Euro im Februar bereits auf 200.000 Euro im Mai zurückgegangen. Von KPNQwest-Konkurs profitieren Profitieren will Colt nun nicht zuletzt auch von der Pleite des Konkurrenten KPNQwest. Viele namhafte KPNQwest-Kunden, darunter etwa Siemens Österreich, seien bereits zu Colt gewechselt. Allein im Carrierbereich habe Colt in den vergangenen Tagen europaweit 16 neue Kunden gewonnen. An der gesamten Konkursmasse der KPNQwest Austria ist Colt nicht interessiert. Über "einzelne Dinge" werde aber bereits mit dem Masseverwalter Christof Stapf verhandelt, so Pufitsch. Colt zählt nach der KPNQwest-Pleite mittlerweile zu einem der wenigen internationalen alternativen Kabelnetzbetreiber, die die Marktturbulenzen der lezten Zeit überlebt haben. Ein ähnliches Schicksal droht dem britischen Konzern laut Pufitsch vorerst nicht. "Im Moment sind wir finanziell abgesichert", betonte der Österreichchef. Der Cash-Bestand des Unternehmens wird mit rund 1,3 Mrd. britischen Pfund beziffert. Ab 2004 will der Konzern profitabel wirtschaften.(APA)