Österreich
Mordfall Schriefl: Volle Strafe
Berufung von Oberlandesgericht abgelehnt, ein Mädchenmord bleibt wohl ungeklärt
Wien - "Das ist ja eine Sauerei,
Sie sollten sich genieren."
Aufgebracht und mit Tränen
in den Augen reagierte der 33-jährige Wiener Herbert P. am
Donnerstag auf das Ergebnis
seiner Berufung im Mordfall
Alexandra Schriefl. Die 20-Jährige war im Oktober 1988
von P. vergewaltigt und ermordet worden. Vorsitzender
Leo Levnaic-Ivanski bestätigte
die 15 Jahre Haft und die Einweisung in eine Anstalt.
Der Verteidiger von P., Georg Thalhammer, führte in
seinem Vortrag im Oberlandesgericht die Gründe für die
Berufung aus: Der Angeklagte
habe sich seit dem Mord
"wohl verhalten", darauf sei
keine Rücksicht genommen
worden. Auch die Anstaltseinweisung sei nicht richtig,
da der Gutachter keine dezidiert negative Zukunftsprognose abgegeben hatte.
Oberstaatsanwalt Harald
Eisenmenger konterte knapp.
Die Verbrechen an Schriefl
hätten sich "lebenslang" verdient. Nur der Tatsache, dass
er zur Tatzeit unter 21 Jahre alt
gewesen sei, verdanke P. die
15-jährige Haftstrafe. Eine Reduktion wäre eine "Verhöhnung des Opfers".
Der Dreiersenat folgte in
seinem Urteil dem Staatsanwalt. P. habe in den 13 Jahren
nach der Tat sieben weitere
Aburteilungen wegen diverser
Delikte bekommen, von einem
Wohlverhalten könne kaum
gesprochen werden. Den Gefühlsausbruch des Angeklagten ahndete der Richter mit
einem Saalverweis, im Hinausgehen rief P. dem anwesenden Bruder Schriefls noch
"sag deiner Mama, dass es mir
Leid tut" zu.
Ungeklärt bleibt der Mord an der zehnjährigen Christina Beranek
Mit dem Abschluss im Fall
Schriefl bleiben noch zwei der
so genannten "Favoritner
Mädchenmorde" übrig. Im
Dezember 1990 wurde die
achtjährige Nicole Strau missbraucht und vergewaltigt. Ein
Verdächtiger, der durch DNA-Tests schwer belastet wird,
erwartet derzeit seinen Prozess. Ungeklärt bleibt wohl
der Mord an der zehnjährigen
Christina Beranek im Februar
1989. Auch in diesem Fall war
P. verdächtig, die Ermittler
konnten allerdings keine Spuren mehr sichern, das Verfahren wurde eingestellt. (
Michael Möseneder, DER STANDARD, Printausgabe, 14.6.2002)