Unternehmen
Insolvenzverfahren für KirchMedia eröffnet
Neben Konsortium um WAZ-Gruppe auch Verlage Axel Springer und Heinrich Bauer an Übernahme interessiert
München - Mit der offiziellen Eröffnung des
Insolvenzverfahrens geht der Bieter-Wettbewerb um die KirchMedia und
ihren TV-Konzern ProSiebenSAT.1 in die heiße Phase. Das
Insolvenzverfahren über das Vermögen der KirchMedia wurde bereits am
Freitagabend eröffnet, teilte das Amtsgericht München am Montag mit.
Es sei Eigenverwaltung angeordnet worden. Die Geschäftsführung
betonte, sie wolle sich für eine Rettung der wichtigsten
Unternehmensteile einsetzen. Zu den Interessenten für eine Übernahme
der KirchMedia gehören auch die Verlage Axel Springer und Heinrich
Bauer. Die KirchMedia hatte am 8. April als erste Gesellschaft der
Kirch-Gruppe Insolvenzantrag gestellt, nach der formalen Eröffnung
des Verfahrens kann die Suche nach Investoren nun auch offiziell
beginnen. Eigenverwaltung bedeutet, dass die Geschäftsführung unter
der Aufsicht eines Sachwalters die Insolvenzmasse verwalten und über
sie verfügen kann. Zum Sachwalter wurde vom Amtsgericht Rechtsanwalt
Michael Jaffe bestellt, der bereits als vorläufiger
Insolvenzverwalter fungierte.
Zahlreiche Interessenten
Die KirchMedia war die Kerngesellschaft des Kirch-Imperiums. Für
eine Übernahme des Unternehmens oder von Teilen interessieren sich
zahlreiche Medienkonzerne aus dem In- und Ausland. Der
Springer-Verlag wollte die Spekulationen über einen geplanten
Einstieg auch am Montag nicht kommentieren. "Zu laufenden Gesprächen
nehmen wir keine Stellung", sagte eine Verlagssprecherin.
Bisher interessiert sich vor allem ein Konsortium aus WAZ-Gruppe,
Commerzbank und dem US-Filmstudio Columbia für eine Übernahme der
KirchMedia mit ihrer TV-Tochter ProSiebenSAT.1. In Branchenkreisen
hieß es am Montag, Springer prüfe derzeit, ob sich ein Engagement
lohne. Endgültige Entscheidungen seien noch nicht gefallen. Der
Verlag sei grundsätzlich sowohl an einem TV-Engagement als auch am
Film- und Sportrechtehandel der KirchMedia interessiert. Springer und
Heinrich Bauer seien für weitere Partner offen.
Gemeinsames Vorgehen
Der "Spiegel" hatte berichtet, Springer-Chef Mathias Döpfner und
Heinz Bauer hätten sich auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt.
Springer ist bereits mit 11,5 Prozent an ProSiebenSAT.1 beteiligt,
wollte dieses Paket aber ursprünglich an die KirchGruppe
zurückverkaufen. Als Döpfner eine entsprechende Option zog und von
Kirch 767 Mill. Euro für das Paket verlangte, beschleunigte sich der
Niedergang des einstigen Kirch-Imperiums.
Die Geschäftsführung der KirchMedia erklärte nach der Eröffnung
des Insolvenzverfahrens: "Das Ziel der Eigenverwaltung ist der Erhalt
des Geschäftsbetriebs der KirchMedia und der ihr nachgeordneten
Gesellschaften, die kontrollierte Fortführung und der dauerhafte
Erhalt der wesentlichen Unternehmensteile durch geeignete
Umstrukturierungsmaßnahmen." Die seit dem Insolvenzantrag aktive
Geschäftsführung bleibe im Amt und leite weiter die Geschäfte. Laut
Informationen aus Branchenkreisen sollen ProSiebenSAT.1 und der
Rechtehandel möglichst zusammen bleiben. Dagegen könnten insbesondere
die Produktion und weitere Randbereiche abgespalten werden.
Über die Zukunft von KirchMedia muss auch die Gläubigerversammlung
entscheiden, die das Amtsgericht für den 1. August 2002 einberufen
hat. Die Geschäftsführung muss bis dahin einen Bericht über die
wirtschaftliche Lage des Unternehmens und die Sanierungschancen
abliefern, der Sachwalter eine Stellungnahme. Die Entscheidung der
Versammlung aller Gläubiger, die dann auch ihre Ansprüche gegenüber
KirchMedia geltend machen müssen, muss vom Insolvenzgericht aber
bestätigt werden. Der Gläubigerausschuss mit neun Mitgliedern -
darunter die vier Gläubigerbanken HypoVereinsbank (HVB), BayernLB, DZ
Bank und Commerzbank sowie US-Filmstudios - wird den Prozess bis
dahin begleiten. Besonders bedeutsame Rechtshandlungen der
Geschäftsführung bedürfen seiner Zustimmung.(APA/dpa/Reuters)