Eines haben Alternativschulen aller Richtungen gemeinsam: einen ambivalenten Ruf. Während fortschrittlichere Zeitgenossen ihnen einen Heiligenschein aufsetzen, werden sie von konservativeren Geistern als "Spielplatz" denunziert, der nicht auf das Leben vorbereitet. Eine differenzierte Sichtweise bietet die Proseminararbeit "Alternativschulen in Österreich" des angehenden Politologen Thomas Paster . Montessori und Co. Namen wie Maria Montessori oder Rudolf Steiner sind der Allgemeinheit wohl ein Begriff, aber nur die wenigsten wissen genau wofür diese eingetreten sind. Über diese bekannten Aushängeschilder hinaus existiert noch eine Vielzahl an Modellen, wie Freinet, Daltonplan oder Jenaplan. Was die verschiedenen Alternativschulen verbindet ist die Orientierung am Kind, die Förderung der Eigeninitiative und Selbstverantwortung, eine ganzheitliche Erziehung, Selbstverwaltung der Schule und ein lebensnahes Lernen. Aufgeräumt wird auch mit dem Vorurteil, dass Alternativschulen nur das Privatvergnügen einer kleinen zahlungskräftigen Elite sind. Keine Chaoten Da die meisten Alternativschulen in Österreich nur Volksschulen sind, müssen deren AbsolventInnen für gewöhnlich in eine "normale" Regelschule übertreten, um ihren Bildungsweg fortzusetzen. Hier werden die Unterschiede zwischen ihnen und Regelschulkindern klar. Interessante Ergebnisse brachte eine qualitative Erhebung in Form einer Befragung an zehn AHS-LehrerInnen, die mit ehemaligen Alternativschulkindern zu tun hatten. Sie bezeichneten diese Kinder als kreativ, neugierig und teamfähig und berichteten von keinen Disziplinierungsproblemen. Regeln wurden von ihnen akzeptiert, aber auch hinterfragt. Als positiv wurde auch das entspannte Verhältnis zu den LehrerInnen hervorgehoben. Probleme hatten die Kinder allerdings mit den Kulturtechniken Schreiben, Lesen und Rechnen und mit dem genauen Arbeiten. Wenn die LehrerInnen darauf Rücksicht nahmen, holten die Kinder diese Defizite aber binnen zwei Jahren auf. Leider verschwanden oft auch die positiven Eigenschaften nach einigen Jahren in der Regelschule. Und weiter? Die zur Verfügung stehenden Studien von Marina Fischer-Kowalski konnten den Lebensweg von 260 Wiener Alternativschulkindern nur bis zur Matura verfolgen. Dies liegt auch daran, dass die erste Alternativschule erst im Jahr 1978 gegründet wurde und noch keine repräsentativen Zahlen zu Berufsbiographien vorhanden sind. Es kann aber gesagt werden, dass so gut wie alle Alternativschulkinder später eine AHS besuchen und mittlerweile fast zwei Drittel diese mit der Matura abschließen. Von den MaturantInnen beginnen rund die Hälfte ein Hochschulstudium. Künstlerische Berufe sind bei ehemaligen Alternativschulkindern überdurchschnittlich beliebt. Bis zur Matura scheint es also ganz gut zu klappen. Alles weitere ist derzeit noch Spekulation. Allrounder für die Wissensgesellschaft? Anhand der Berichte der AHS-LehrerInnen vermutet Paster, dass ehemalige Alternativschulkinder in Bereichen in denen Planung, Gruppenleitung und Kreativität gefragt sind, reüssieren können, während sie in Bereichen die nach spezialisierten Schemata arbeiten, wie Jus, Informatik oder Finanz, eher scheitern. Unabhängig von diesen Fähigkeiten, begünstigen die Alternativschulen eine Philosophie des lebenslangen Lernens, die der Informationsflut und der ständigen Erneuerung des Wissens gerecht wird. Diese Vorteile können aber nur aufrechterhalten werden, wenn die besonderen Fähigkeiten der Alternativschulkinder auch später gefördert und nicht in der Regelschule eingeebnet werden. Die Arbeit finden Sie im Volltext auf >mnemopol