Belgrad - Ein Geheimdokument der serbischen Behörden aus dem Jahre 1997 soll dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zugestellt werden. Das erklärte Jugoslawiens Außenminister Goran Svilanovic am Montag nach telefonischen Beratungen mit Mitgliedern des für die Zusammenarbeit mit dem Haager Tribunal zuständigen Regierungsausschusses gegenüber dem Sender "B-92". Es liege nun an der jugoslawischen Bundesregierung, eine formelle Entscheidung zu treffen, dass das Dokument nicht mehr als Staatsgeheimnis behandelt werde. Es handelt sich um den Erlass des damaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic, durch den die Sonderpolizei sowie paramilitärischen Einheiten des serbischen Staatssicherheitsdienstes direkt dem Staatschef unterstellt und der Kontrolle des Innenministeriums entzogen worden waren. Das Dokument dürfte es den Anklägern des UNO-Tribunals erleichtern, die Verantwortung Milosevics für Befehle an die serbischen Einheiten nachzuweisen, die in der mehrheitlich von Albanern bewohnten Provinz Kosovo agierten. Schriftliche Dokumente, die Milosevic mit den Geschehnissen im Kosovo direkt in Verbindung gebracht hätten, wurden bis jetzt bei dem vor dem UNO-Tribunal laufenden Prozess nicht vorgelegt. Der Erlass mit der Unterschrift Milosevics hatte sich bis vergangenen Donnerstag im Besitz des früheren serbischen Geheimpolizeichefs Jovica Stanisic befunden. Dieser hinterlegte das Dokument im Innenministerium. Der Prozess gegen Milosevic musste am Montag zum zweiten Mal wegen einer Erkrankung des Ex-Präsidenten unterbrochen werden. Nach Angaben aus dem Tribunalsgefängnis klagte Milosevic über Fieber, genaueres war vorerst nicht bekannt. Bereits im April musste die Verhandlung wegen einer Grippe-Erkrankung des Angeklagten für zwei Wochen unterbrochen werden.(APA)