Panorama
Fluglotsenstreik beeinträchtigte Luftverkehr in Europa
Frankreich hauptbetroffen - AUA musste drei Kurse nach Frankreich streichen, Verspätungen bei Flügen nach Griechenland
Frankfurt/Paris/Wien - Ein Streik von Fluglotsen in
mehreren Ländern hat am Mittwoch den europäischen Flugverkehr
erheblich behindert. Schwerpunkt war Frankreich, wo der Luftverkehr
praktisch lahm gelegt wurde. In Deutschland und in Österreich
beteiligten sich die Lotsen nicht am Streik. Die Austrian Airlines
(AUA) mussten drei Kurse nach Frankreich absagen. Bei Flügen nach
Griechenland kam es zu Verspätungen. Informationen für Reisende gibt
es unter der Telefonnummer 01/7007-6000. In Deutschland fielen rund 200 Flüge, vor allem nach Frankreich,
aus. Betroffen waren nahezu alle großen deutschen Flughäfen.
Allerdings blieb das befürchtete Chaos aus. Urlauber waren kaum
betroffen. Die Ausnahme: In Griechenland saßen mehrere hundert
Touristen unter anderem auch aus Deutschland auf Flughäfen zum Teil
länger als einen halben Tag fest. Besonders Urlauber trifft am
Donnerstag der in Spanien geplante Generalstreik. Für mehr als 20.000
deutsche Touristen wurden die Flüge vorverlegt oder verschoben.
Der Verband der europäischen Fluglotsen-Gewerkschaften ATC
protestierte mit der Aktion gegen Pläne der Europäischen Union (EU)
für eine so genannte Single-Sky-Initiative. Neben der Zusammenführung
der bislang nationalen Flugzonen in einen einheitlichen europäischen
Luftraum ist auch die Ausschreibung der Flugsicherung geplant. Die
Lotsen-Gewerkschaften sehen darin einen Einstieg in die
Privatisierung der Flugsicherheit und befürchten einen
Qualitätsverlust.
In Frankreich waren nach offiziellen Angaben der Luftfahrtbehörde
rund 90 Prozent aller Flüge gestrichen. Dort streikten fast sämtliche
Lotsen rund 16 Stunden. In anderen Ländern, wie Portugal,
Griechenland, Italien und Ungarn, war der Streik nur für wenige
Stunden angesetzt. So fielen auch in Deutschland lediglich Flüge von
und nach Paris und anderen französischen Flughäfen aus. Nach ersten
Schätzungen wurden rund 200 Verbindungen gestrichen. Dagegen fielen
alleine auf den beiden großen Pariser Flughäfen Orly und
Charles-de-Gaulle mehr als 1.800 der insgesamt gut 2.100 geplanten
Flüge aus.
Alleine die Lufthansa als größte Fluggesellschaft in Deutschland
strich nach eigenen Angaben bundesweit 130 Flüge von und nach
Frankreich. Lediglich zehn Flüge fanden nahezu planmäßig statt.
Zusätzlich strich die Gesellschaft Verbindungen ins spanische
Baskenland wegen eines dortigen Generalstreiks. Ansonsten gab es
teilweise veränderte Abflugzeiten.
Lufthansa-Chef Jürgen Weber kritisierte auf der Hauptversammlung
des Unternehmens in Köln den Streik der Fluglotsen. "Es ist
nachgerade absurd, dass in dieser Situation ein europäischer
Fluglotsenverband für heute zu Streiks aufruft, um gegen einen
gemeinsamen europäischen Himmel Front zu machen und sich für die
Beibehaltung der zersplitterten Strukturen einzusetzen".
Die meisten Passagiere waren bereits am Vortag über den Streik
informiert worden und kamen am Mittwoch gar nicht erst zum Flughafen.
"Hier war alles ganz ruhig", sagte eine Sprecherin der Frankfurter
Flughafen-Gesellschaft Fraport. Das von einigen erwartete Chaos habe
es nicht gegeben. Am größten deutschen Flughafen wurden lediglich 76
der täglich rund 1250 Flüge gestrichen. Ähnlich sah es auf anderen
deutschen Flughäfen aus.
An den Börsen reagierten die Kurse von Fluggesellschaften
unterschiedlich. Während British Airways und Air France mit
Abschlägen um zwei bis drei Prozent davon kamen, büßte der
Billigflieger EasyJet fast acht Prozent ein. Lufthansa-Chef Weber
beflügelte dagegen den Aktienkurs seines Unternehmens mit einem
positivem Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. Dagegen verlor die
Aktie des Touristikkonzerns Preussag an der Börse zeitweise rund drei
Prozent.
Dennoch zeigten sich die Reiseveranstalter in Deutschland am
Mittwoch erleichtert. "Keine Probleme", hieß es bei Thomas Cook in
Oberursel ebenso wie bei der Preussag-Tochter TUI in Hannover.
Frankreich sei für Pauschalurlauber kein Flugreiseziel. "Die anderen
Maschinen starten bisher reibungslos", sagte eine Cook-Sprecherin am
Vormittag. Lediglich eine Maschine mit TUI-Reisenden sei verspätet
abgeflogen, hieß es in Hannover. "Aber wegen eines kleinen
technischen Defekts".
Größere Sorgen hat den Reiseveranstaltern der für Donnerstag
geplante Generalstreik in Spanien bereitet. Allerdings seien die Hin-
oder Rückflüge für gut 20.000 Urlauber auf Mittwoch vorgezogen oder
auf die Nacht auf Freitag verschoben worden. Kosten für
Urlaubsverkürzungen oder -verlängerungen übernehmen die Veranstalter. (APA/Reuters)