Wirtschaft
S&T will weiter expandieren
Fantasie in Griechenland, Zypern
Wien - Weiteren Expansionshunger verspürt der an der Nasdaq
Europe notierte Wiener Systemintegrator S&T auch nach dem jüngsten
Schritt in den türkischen Markt, selbst wenn laut Vorstandschef Karl
Tantscher kurzfristig "nichts am Speisezettel steht". Stoßrichtung
für weitere Akquisitionen sei die Region Südeuropa, wo Tantscher vor
allem in Griechenland und Zypern Fantasie ortet. Längerfristig sei
auch eine Expansion in den Mittleren Osten denkbar. Obwohl Tantscher die "gute Streuung über die Länder" des
Beteiligungsportfolios - S&T ist in 18 Staaten Ost- und Südosteuropas
tätig - hervorhebt, zeigt er sich mit der Größe am polnischen,
ungarischen und russischen Markt noch nicht zufrieden. Eine
Marktvertiefung strebt der S&T-Chef "je nach Gelegenheit" an.
Zwei Firmen pro Monat
"Uns werden von unseren regionalen Managern zwei Firmen pro Monat
für eine Übernahme vorgeschlagen. Manchmal sind positive
Überraschungen darunter - wie zuletzt in der Türkei", so Tantscher im. S&T habe stets nur gesunde Unternehmen akquiriert und
am Management festgehalten, diese Vorgehensweise werde beibehalten.
Hoffnungen setzt Tantscher in die EU-Osterweiterung, schließlich
erwirtschafte S&T rund die Hälfte des Umsatzes in Ländern der ersten
Erweiterungsrunde. Nach dem Beitritt sei ein stärkerer Aufschwung zu
erwarten, denn "die wirklichen Investitionen" kämen - wie Portugal
gezeigt habe - erst nach dem Beitritt zur Union.
Die globale Schwächephase des IT-Marktes macht sich laut Tantscher
mittlerweile auch in Osteuropa bemerkbar - vor allem bei
Direktinvestitionen. Allerdings verlaufe der Zyklus in der Region
verzögert und flacher.
Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Tantscher bei einem Umsatz
von 170 bis 200 Mill. Euro (Vorjahr: 163 Mill. Euro) ein
Betriebsergebnis (EBIT) von 5 bis 7 Mill. Euro (Vorjahr: 4 Mill.
Euro). Der Gewinn je Aktie soll sich in einer Bandbreite von 0,6 bis
0,9 Euro (Vorjahr: 0,42 Euro) bewegen. Der Mitarbeiterstand von
derzeit knapp 900 Personen soll im Jahresverlauf etwas verringert
werden.
Schwankungen
Um Verständnis ersucht Tantscher die S&T-Aktionäre: Wegen der
Eigenheiten des Projektgeschäfts seien die Quartalsergebnisse noch
Schwankungen unterworfen. Sowohl aus staatlichen Quellen als auch
durch ausländische Direktinvestitionen finanzierte Projekte würden
zur Zeit tendenziell erst gegen Ende eines Geschäftsjahres
ergebniswirksam. "Es dauert noch eine Zeit, bis wir von Quartal zu
Quartal steigende Zahlen präsentieren werden", prognostiziert der
S&T-Chef.
Tantscher wehrt sich dagegen, stets mit Hard- oder
Softwareproduzenten verglichen zu werden. Viele Investoren neigten
dazu, alles aus der IT-Branche in einem Topf zu werfen, dabei stelle
S&T eine Mischform aus Hardware, Software und Service dar. "Wir waren
nie eine New Economy-Company", unterstreicht Tantscher.
Kein Börsenwechsel
Vom Tisch sind vorerst alle Pläne, den Börseplatz zu wechseln. Er
sei zwar mit der Nasdaq Europe nicht ganz zufrieden, aber er kenne
keine bessere Wahl, so Tantscher. Das ADR-Programm habe bisher zwar
noch wenig Umsätze gebracht, sei aber gutes Marketing für
US-Investoren. Um die S&T-Aktie stärker in den Mittelpunkt der Investoren zu
rücken, will sich Tantscher um zusätzliches Analysten-Coverage - wenn
möglich von ausländischen Investmenthäusern - bemühen. "Das ist
letztlich ein harter Verkaufsjob", so Tantscher. Derzeit analysieren
die Bank Austria Creditanstalt und die Raiffeisen Centrobank den
Titel. (APA)