Wien - Die europäischen Risikofinanzierer sehen sich trotz anhaltend schwachem Kapitalmarkt weiter im Aufwind. Das Jahr 2001 wird als eines der erfolgreichsten der europäischen Venture Capital-Szene gesehen. Mehr als 23 Mrd. Euro sind in rund 8.100 Unternehmen investiert und damit pro Unternehmen durchschnittlich 49 neue Arbeitsplätze geschaffen worden, sagte Max Burger-Calderon, Geschäftsführer von APAX Partners, einem der weltweit größten VC-Finanzierer, im Rahmen des Venture Capital Jahressymposiums der Go Equity, unter Berufung auf eine neue Studie des europäischen VC-Verbandes EVCA. Noch überraschender werden die präsentierten Zahlen zu den Veräußerungen eingestuft. Ohne notwendige Abschreibungen einzurechnen, wurden in Europas VC-Industrie im Vorjahr 9,6 Mrd. Euro devestiert, um knapp 1 Mrd. Euro mehr als im Boom-Jahr 2000. "Es zeigt sich also, dass sich die VC-Branche im Markt der alternativen Finanzierungsformen eindrucksvoll behauptet", so Burger-Calderon. Pensionskassen wichtigste Investorengruppe Als wichtigste Investorengruppe für die VC-Szene haben sich die Pensionskassen herausgestellt. Von den rund 38 Mrd. Euro, die 2001 von Investoren in VC-Fonds investiert wurden, kamen allein von den Pensionskassen 27 Prozent. Österreich holt auf "Österreich liegt zwar mit nur 0,07 Prozent des BIP im Bereich der Private Equity und VC-Finanzierung in Europa weit abgeschlagen, holt aber langsam auf", ergänzte Thomas Lenzinger, Gründer der Go Equity. Ein Markt, der jahrzehntelang nur von Kreditfinanzierung gelebt habe, brauche seine Zeit, bis ein Umdenken einsetze. Die österreichischen Unternehmen, aber auch die Investoren und die Investmentmanager, müssten noch lernen, das Risikokapitalgeschäft langfristig zu verstehen. Von einem ähnlichen Ansatz ging auch Claus Raidl, Vorstandsvorsitzender der Böhler-Uddeholm aus. Auch für die, im internationalen Vergleich kleine österreichische Großindustrie, stellt die Eigenkapitalfinanzierung nach Jahren der staatlichen Unterstützung und der abgesicherten Bankkredite eine Herausforderung dar. Renditenerwartung entscheidend "Welche Rolle Venture Capital- und Private Equity-Gesellschaften jenseits der Börse für die österreichische Industrie spielen können, hängt von mehreren Faktoren ab", so Raidl. Entscheidend sei, wie aggressiv die Renditenerwartung der VC sei und ob eine langfristige Partnerschaft möglich sei. "Wenn nur der schnelle Exit zählt, kommt ein VC als Kernaktionär wohl nicht in Frage", so Raidl. Verlustängste in Österreich Die aktive Unterstützung durch die FGG, aber auch durch Europäische Initiativen für einen europäischen Risikokapitalmarkt, begrüßt Lenzinger und ist überzeugt, dass damit auch Österreich einen weiteren Sprung nach vorne gelingt. "Österreich ist traditionell eher von Verlustängsten geprägt als vom positiven Denken einer Gewinnchance. Daher wird mehr über jene Unternehmen diskutiert, die trotz VC-Finanzierung Pleite gegangen sind, als von jenen, die erfolgreich sind", stellte Lenzinger fest. Die Performance des Gesamtportfolios zähle und nicht die einzelner Unternehmen. (APA)