Forschung & Geschlecht
Österreichs Jugendliche wissen wenig über die "Pille danach"
Trotzdem: 94 Prozent der 14-Jährigen halten sich für aufgeklärt
Wien - Praktisch alle Jugendlichen in Österreich kennen die
Verhütungsmittel Pille und Kondom, aber nur sechs Prozent der Mädchen
und vier Prozent der Buben sind über die "Pille danach" informiert.
Das ergab die Umfrage "Das erste Mal", die am Donnerstag von der
Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF) bei einer
Pressekonferenz in Wien präsentiert wurde. "Für drei Viertel aller Jugendlichen ist das Kondom die Methode
schlechthin beim 'ersten Mal', aber zehn Prozent haben nicht
verhütet", so Prof. Karl Philipp, Primarius der
geburtshilflichen-gynäkologischen Abteilung des Donauspitals im
SMZ-Ost. Die Studie basiert auf einer Erhebung mit 1.044
Teilnehmern. Die Befragung wurde an Wiener Schulen und österreichweit
im Internet durchgeführt.
94 Prozent aller 14-Jährigen halten sich in sexuellen Dingen ganz
oder ziemlich aufgeklärt, aber vier von fünf Jugendlichen nicht
wissen, wann eine Frau am leichtesten schwanger werden kann. Mit 14
Jahren hat bereits etwa die Hälfte aller Teenager Erfahrung mit
Petting gemacht hat. 41 Prozent aller befragten männlichen
Jugendlichen erachten Pornos als geeignete Informationsquelle für
ihre Aufklärung.
Die Ergebnisse könnten den Eindruck erwecken, dass Jugendliche
großzügiger und offener in ihrer Sexualität als noch vor zehn Jahren
sind. Doch mit dem 16. Geburtstag hat gerade einmal die Hälfte aller
Buben und Mädchen Koituserfahrung, hieß es bei der Pressekonferenz.
Außerdem stuften die Teenager Treue als "total wichtig" innerhalb
einer Beziehung ein.
"Eltern sind nach wie vor Ansprechpartner in Fragen der
Sexualerziehung, aber Jugendliche suchen vermehrt Informationen
außerhalb der Familie." Das sagte Univ.-Prof. Peter Wagenbichler,
Präsident der ÖGF und ärztlicher Leiter der Ignaz
Semmelweis-Frauenklinik.
"Jugendliche schöpfen ihr Wissen oft aus Quellen, die Stereotype
vermitteln und Bilder entstehen lassen, die fern der Realität
liegen", berichtete Bettina Weidinger, Autorin der Studie. Teenagern
werde durch eine mediale Sexwelt vorgeschrieben, in welcher
Intensität, Dauer und Praktik Sex ablaufen soll, andererseits würden
sie oft mit den für ihre Lebenswelt wichtigen Fragen im Stich
gelassen.
Der ÖGF informiert anonym und kostenlos an Schulen und in
Beratungsstellen. Eine neue "First Love"-Serviceeinrichtung wurde im
SMZ-Ost Donauspital eröffnet. Dort gibt es zum Beispiel ein
explizites Angebot für Burschen, das Auskünfte durch einen Urologen
und einen Gesundheitspsychologen inkludiert. (APA)