Wien - 66 Stunden oder doch 72? Wirtschaftsminister Martin Bartenstein will beim Thema Ladenöffnung am Ball bleiben, mit Koalitionspartner FPÖ zu einem Kompromiss finden und hofft ganz stark, "noch in dieser Legislaturperiode abschließen zu können". Dies betonte er am Donnerstag im Rahmen einer Diskussion mit Spar-Chef Gerhard Drexel in Wien. Tabu sind für den Minister nach wie vor der Sonntag sowie die derzeit gültige Samstagsregelung: "Um 17 Uhr ist Schluss." Den großen Lebensmitteleinzelhandelsketten - es dominieren der Österreich-Ableger des deutschen Riesen Rewe und die in Salzburg firmierende Spar AG - ist offensichtlich eine allzu freizügige Liberalisierung des Ladenschlussgesetzes selbst nicht geheuer. Unter den jetzigen Rahmenbedingungen rechne sich das kaum, so Drexel. 70 Prozent Gehaltszuschläge müsse man derzeit während der Woche ab 18.30 Uhr drauflegen, 50 Prozent samstags ab 13 Uhr. Öffnungszeiten von 72 Stunden, wie von Bartenstein angepeilt, würden sich aber trotzdem noch rechnen, eine Stunde mehr pro Tag mache in der Kosten-Nutzen-Relation noch Sinn. "Das trifft uns hart" Trotz flauer Entwicklung im Handel seit Jahreswechsel, den Drexel auch der "irrigen Meinung" der Kunden über den "Euro als Teuro" zuschreibt, will Spar weiter kräftig expandieren und Wachstumsführer in der Branche bleiben, was man dreimal in Folge gewesen sei. Das geht derzeit aber nur aus eigener Substanz. Denn die von Rewe Austria heftig kritisierte Übernahme der sechs Maximärkte - Bartenstein geht davon aus, dass der Deal hält - wird von den Kartellrichtern mit der ungewöhnlichen Auflage eines Akquisitionsverbots bis Ende 2004 belegt. Drexel: "Das trifft uns hart." Besonderes Augenmerk gilt deshalb dem Wachstum in den vier von Spar bedienten Auslandsmärkten (Italien, Slowenien, Ungarn, Tschechien), die bereits jetzt für ein Drittel des Umsatzkuchens von zuletzt 5,8 Milliarden Euro gut gewesen seien, und die Quote "wird sicher wachsen". (stock, DER STANDARD, Printausgabe 21.6.2002)