Montevideo - Uruguay hat angesichts der Gefahr eines Übergreifens der Wirtschaftskrise aus dem benachbarten Argentinien den Wechselkurs der Landeswährung Peso vollständig freigegeben. Damit beendete das südamerikanische Land am Donnerstag sein zehn Jahre altes Wechselkursregime mit festgelegten Kurs-Bandbreiten. Der Peso gab daraufhin deutlich nach. "Ab sofort gehen wir zu einem freien Wechselkurssystem über", sagte Wirtschaftsminister Alberto Bension in Montevideo. Die Zentralbank will nach eigenen Angaben künftig nur noch mit geringen Eingriffen die Währung stützen. Der IWF begrüßte den Schritt. Von der Freigabe des Peso und der zu erwartenden Abwertung verspricht sich die Regierung Analysten zufolge unter anderem einen Schub für die gebeutelte Exportwirtschaft des Landes. Viele Investoren sehen das Land als lateinamerikanischen Vorreiter im Kampf gegen die Ansteckungseffekte der Probleme in den Nachbarländern Argentinien und Brasilien. Währung gibt sofort um zehn Prozent nach Bis zum Abend (MESZ) fiel der uruguayische Peso nach der Freigabe im Interbankenhandel zum Dollar knapp zehn Prozent auf 19 Peso. Zeitweise musste für einen Dollar sogar 23 Peso bezahlt werden. Der Internationale Währungsfonds (IWF) nannte die Maßnahme einen weiteren Schritt auf dem Weg, weitere IWF-Finanzhilfen zu erhalten. Auch die USA wollen nach Angaben des US-Finanzministeriums weitere IWF-Hilfen für Uruguay unterstützen. Der IWF sagte zu, eine Erhöhung der bestehenden Kreditlinie für Uruguay um 1,5 Milliarden Dollar (1,57 Mrd. Euro) zu empfehlen. Im März hatte der IWF dem Land bereits eine Finanzhilfe über 769 Millionen Dollar zugesagt. Zweischneidiges Schwert Für Analysten ist die Wechselkursfreigabe ein zweischneidiges Schwert. "Einerseits will Uruguay offensichtlich seine Währungsreserven schützen, statt sie in die Verteidigung einer beliebigen Bandbreite des Wechselkurses zu stecken", sagte Analyst Marco Santamaria von Lehman Brothers. Auf der anderen Seite könne eine starke Abwertung des Peso die Schuldenlast Uruguays erhöhen, da das Land mehr Peso für die Bedienung der Auslandsschulden ausgeben müsste. Die Wirtschaft Uruguays gründet sich vor allem auf den Bankensektor, die Landwirtschaft und den Tourismus. Dabei sind die Verflechtungen mit dem Nachbarn Argentinien sehr stark. Argentinien hatte Anfang dieses Jahres den Wechselkurs seiner Landeswährung zunächst teilweise und dann vollständig freigegeben. Getroffen wurde Uruguay unter anderem von dem jüngsten Ansturm der verunsicherten Bürger auf die Banken mit dem Ziel, ihre Guthaben abzuheben. Zudem waren die Verbraucherausgaben im ersten Quartal eingebrochen, was zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um zehn Prozent geführt hat. Das früher als die "Schweiz Südamerikas" bekannte Land suchte daraufhin die Hilfe des IWF.(APA/Reuters)