Spatenstich zum neuen Besucherzentrum vor KZ Mauthausen
Damit soll die eigentliche Gedenkstätte "entlastet" werden
Redaktion
,
Linz - Den Spatenstich für den Bau eines neuen
Besucherzentrums vor der Gedenkstätte des ehemaligen
Konzentrationslagers Mauthausen nahmen der zuständige Innenminister
Ernst Strasser (V) und der oberösterreichische Landeshauptmann Josef
Pühringer (V) am Freitag vor. An dem Spatenstich wirkten mehrere
Ehrengäste zum Teil aktiv mit, unter ihnen Vertreter der
Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen und des Mauthausen
Komitees Österreich, Leon Zelman vom Jewish Welcome Service sowie
diplomatische Vertreter mehrerer Staaten.
Strasser stellte in seiner Ansprache das Projekt kurz vor: Das
neue Besucherzentrum soll demnach die Besucher auf den Rundgang durch
die Gedenkstätte vorbereiten und ebenso danach die Möglichkeit geben,
das Gesehene und Gespürte zu verarbeiten oder einfach im Gedenken zu
verharren. Zugleich solle die eigentliche Gedenkstätte "entlastet"
und deren Authentizität erhalten werden, indem die Verwaltung
ausgelagert wird. Um eine Beeinträchtigung der Silhouette zu
verhindern, werde das Besucherzentrum ins Gelände hinein gebaut. Es
solle auf 2.300 Quadratmetern Fläche neben einer zentralen
Information unter anderem audiovisuelle Räume, ein Archiv, eine
Bibliothek und Veranstaltungs- sowie Seminarräume umfassen. Das
Gebäude soll im Mai 2003 bezogen werden und 4,5 Mill. Euro kosten,
die sich das für die Verwaltung der Gedenkstätte zuständige
Innenministerium und das Wirtschaftsministerium teilen.
"Selbstverständlicher Kristallisationspunkt" des Gedenkens
Strasser betonte, die Gedenkstätte Mauthausen solle ein
"selbstverständlicher Kristallisationspunkt" des Gedenkens an die
Opfer des Nationalsozialismus in Österreich sein. "Sie kann, soll und
wird jedoch auch noch viel mehr sein: eine europäische Gedenkstätte,
die gegen jede Form von Nationalismus, des Rechtsradikalismus, der
Fremdenfeindlichkeit auftritt und die mithilft, die Jugend Europas
gegenüber manchen politischen Verführern, gegen Rassismus und
Antisemitismus zu sensibilisieren und zu immunisieren", sagte
Strasser. Als Bundesminister für Inneres dieser Republik und als
Bürger dieses Landes wünsche er sich, dass die Einrichtung mithelfe
und dafür Sorge trage, dass aus "Niemals vergessen" ein
unverbrüchliches und dauerhaftes "Nie wieder" werde.
Pühringer erklärte, ein Besucherzentrum zu schaffen, um den
Besuchern vor Augen zu führen, welche Gräueltaten an diesem Ort
verübt wurden, sei eine Sache. Aber die Menschen zu stärken in ihrer
demokratischen Haltung, alles zu tun, dass "Mauthausen" wirklich der
Geschichte angehöre, sei die zweite und die seiner Meinung nach
wichtigere Aufgabe.
Pühringer gedachte in Mauthausen auch Lois Weinberger, der am
Freitag den 100. Geburtstag gefeiert hätte. Weinberger -
Regierungsmitglied in den Kabinetten Renner und Figl - war einer der
Mitbegründer ÖVP am 17. April 1945. Er war nach dem misslungenen
Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 in die NS-Maschinerie geraten und
unter anderem im KZ Mauthausen inhaftiert.
(APA)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.