Österreich
Graz weicht Hochhausverbot auf
Stadtregierung reagiert positiv auf Initiative der Grünen
Graz - Die Forderung der Grazer Grünen, das seit den 80er-Jahren geltende Hochhausverbot endlich fallen zu lassen, löste in der Stadtregierung zwar keine Euphorie,
aber durchaus vorsichtige Zustimmung aus. SPÖ, ÖVP und
auch die Freiheitlichen signalisieren jetzt - unter Beachtung der historischen Bausubstanz - ein Aufweichen der bisherigen restriktiven Planungspolitik. Zeitgemäße Stadtentwicklung
Die Spitzenkandidatin der
Grünen für den Gemeinderatswahlkampf, Sigrid Binder,
hatte vor wenigen Tagen im Standard-Gespräch kritisiert,
dass Graz nach wie vor eine
zeitgemäße Stadtentwicklung,
die auch eine Hochhausarchitektur beinhalten müsse,
bremse. Es sei "Zeit, dass die
Tradition, dass in Graz keine
Hochhäuser gebaut werden
dürfen, durchbrochen wird".
Auch Grazer Häuser sollten in
den Himmel wachsen dürfen.
Grazer Skyline
Der zuständige Baustadtrat
Franz Josel (FP) kann der Forderung der Grünen durchaus
etwas abgewinnen. Josel: "Die
Idee einer Grazer Skyline hat
sicher etwas für sich." Neue
Voraussetzungen für eine
Hochhausentwicklung würden sich ohnehin durch den neuen Flächenwidmungsplan
und Änderungen der Landesgesetze ergeben. Josels Einschränkung: Hochhäuser zum
Wohnen kämen in Graz nicht
in Frage, da sei er strikt dagegen.
Eine Skyline in Graz: Dieses
Bild würde auch Finanzstadtrat Siegfried Nagl (VP) gefallen. Er stehe der Kritik der
Grünen durchaus offen gegenüber, zumal er selbst bereits vor mehr als zwei Jahren
auf die Problematik hingewiesen habe. Freilich aus einem
anderen Blickwinkel. Die
Baubeschränkung führe nämlich bereits zu erheblichen
wirtschaftlichen Nachteilen.
Nagl: "Etliche Investoren
wollten sich hier in Graz niederlassen, haben das aber
wieder fallen gelassen, weil
sie mehr Platz nach oben gebraucht hätten."
Wie Josel wenden sich auch
Nagl und SP-Stadtrat Walter
Ferk aber strikt gegen eine
Aufweichung des Hochhausverbotes im Wohnbau. In vorhandenen Baulücken seien
Hochhausprojekte aber
"durchaus vorstellbar", sagt
Ferk.
So ganz will der SP-Politiker die Zügel aber dennoch
nicht loslassen. Es werde keinen "Freibrief" geben, die
Häuser ungebremst in den
Himmel schießen zu lassen. (Walter Müller/DER STANDARD, Printausgabe 22./23.06.2002)