Nahost
Israelische Truppen rücken in Ramallah ein
Autonomiebehörde stellt Hamas-Führer unter Hausarrest
Gaza/Ramallah/Washington - Rund 40 israelische Panzer
sind nach palästinensischen Angaben in der Nacht zum Montag nach
Ramallah eingerückt. Augenzeugen zufolge begannen sie damit, das
Hauptquartier des palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat zu
umrunden. Demnach bezogen etwa sechs Panzer Stellung um den Sitz des
Palästinenserpräsidenten. Die übrigen Militärfahrzeuge rückten in die
nördlichen Stadtgebiete von Ramallah ein. Palästinensische
Sicherheitskreise sprachen von der Wiederbesetzung der Stadt durch
die israelischen Truppen. Die palästinensische Autonomiebehörde hat unterdessen den
geistigen Führer der radikal-islamischen Hamas-Organisation, Scheich
Ahmed Yassin, unter Hausarrest gestellt. Wie der arabische
Nachrichtensender Al Jazeera in der Nacht zum Montag berichtete,
bezogen Sicherheitskräfte Posten vor seinem Haus in Gaza. Yassins
Sohn Abdel Hamid sagte, der Arrest gegen seinen Vater sei ohne
Vorwarnung verhängt worden. Die Autonomiebehörde bezeichnete die
Maßnahme gegen den 66 Jahre alten Hamas-Führer als "Schutz der
höchsten nationalen Interessen der Palästinenser".
40 Panzer aus verschiedenen Richtungen
Aus Ramallah hieß es, die Armee sei mit mindestens 40 Panzern und
gepanzerten Fahrzeugen aus verschiedenen Richtungen in Ramallah
eingerückt. Mehrere Panzer seien auf des Gelände des Amtssitzes von
Palästinenserpräsident Arafat gefahren. Berichte über Kampfe gab es
zunächst nicht. Zuvor hätten israelische Soldaten auch zwei
Flüchtlingslager in der Nähe Ramallahs durchsucht, berichteten
Augenzeugen. Dabei seien sie aus der Luft von Kampfhubschraubern
unterstützt worden.
Die Stadt gehört zu der so genannten "A-Zone", die nach den
Bestimmungen der Oslo-Abkommen unter vollständiger Kontrolle der
Palästinensischen Nationalbehörde (PNA) steht. Ramallah ist
provisorischer Sitz des palästinensischen Parlaments, des
Legislativrates, dessen Vorsitzender Ahmed Korei (Abu Ala) ist. Auch
Behörden und Ministerien sind in der Stadt untergebracht.
Nach einer Serie von palästinensischen Selbstmordanschlägen hatte
die israelische Armee am Wochenende ihre Operationen im
Westjordanland stark ausgeweitet. Mit Ramallah werden nun sieben
Palästinenserstädte von israelischen Truppen kontrolliert. Lediglich
Hebron und Jericho wurden noch nicht wiederbesetzt.
Bush-Rede
Die israelische Tageszeitung "Haaretz" berichtete, dass
US-Präsident Georg W. Bush seine seit langem erwartete Rede zur neuen
Nahostpolitik der USA voraussichtlich am Montag in Washington halten
werde. Ursprünglich wollte Bush die Grundzüge einer neuen
Nahost-Politik bereits in der vergangenen Woche vorstellen. Die Rede
des US-Präsidenten war jedoch wegen der palästinensischen Anschläge
mehrfach verschoben worden. (APA/dpa/AP)