Kosovo
Milosevic als Sozialistenchef abgelöst
Ex-Präsident bleibt Ehrenvorsitzender - Ivkovic neuer Parteichef - Spaltung der SPS besiegelt
Belgrad - Fast ein Jahr nach seiner Auslieferung an
das Haager UNO-Kriegsverbrechertribunal ist der ehemalige
jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic als Chef der
Sozialistischen Partei Serbiens (SPS) abgelöst worden. Das beschloss
am Sonntag ein außerordentlicher Parteitag in Belgrad, der allerdings
nur einen Teil der inzwischen gespaltenen SPS repräsentierte. Zum
Nachfolger von Milosevic wählten die fast 2000 Delegierten am Abend
den ehemaligen Minister Branislav Ivkovic. Der ranghohe SPS-Funktionär Ivkovic war vor einigen Monaten aus
der Partei ausgeschlossen worden. Milosevic bleibe weiter
Ehrenvorsitzender der Partei, meldete der Belgrader Sender BK-TV.
Der Parteitag unter dem Motto "Zurück zur Basis" war von
abtrünnigen Parteikadern und auf Wunsch von Milosevic aus der SPS
ausgeschlossenen Funktionären organisiert worden. Diese verstehen
sich dennoch als die wahren Anhänger von Milosevic und wollen die
"Grundideen" der Partei nach den Wahlniederlagen vor zwei Jahren
erneuern. Mit den Parteitagsbeschlüssen wurde die Spaltung der SPS
besiegelt.
"Politischer Einfluss zerstört"
"Die Sozialistische Partei ist von ihrem Weg abgekommen", sagte
SPS-Mitglied Mihajlo Markovic bei der Eröffnung des Parteitags in
Belgrad. "Sie ist überwältigt worden von einer diktatorischen und
autoritären Politik. Die früherer Führung hat den politischen
Einfluss der Partei zerstört."
Die von Milosevic unterstützte Fraktion will ihren Kongress im
September abhalten. Zarko Obradovic, stellvertretender Vorsitzender
der "offiziellen" SPS bezeichnete den Parteitag als "gescheiterten
Putschversuch". Dies sei nur ein "Privattreffen" von Ivkovic gewesen,
der ein "falscher und selbst ernannter Parteichef" sei, sagte
Obradovic dem Sender Studio B.
Milosevic ist seit Juni vergangenen Jahres wegen Kriegsverbrechen
vor dem Haager UNO-Tribunal angeklagt. Er nominierte Mikro Marjnaovic
als seinen Stellvertreter. (APA/dpa/AP)