London - Am ganz frühen Sonntag sind sie in Heathrow gelandet, trotzdem warteten rund 7000 begeisterte Fans aufs englische Team, das nach dem 1:2 gegen Brasilien im Viertelfinale Abschied hatte nehmen müssen. Und selbst David Seaman, der Ronaldinho das Kreuzeck geöffnet hatte wie ein Kasperl, winkte ein paar Mal in die Menge, bevor er und die anderen sich von der Polizei nach draußen geleiten ließen.

Das allerdings nicht des Hooliganismus wegen. Denn den hat's bei der WM gar nicht gegeben: vernachlässigbare 14 Verhaftungen bei den englischen Fans in Japan, zuletzt, weil einer ein brasilianisches Leiberl auf ein Gleis geworfen hatte, was in Japan als "Angriff auf den Schienenverkehr" gewertet wird.

Teamchef Sven-Göran Eriksson stellte sich demonstrativ vor seine Nummer eins im Tor. Ja, er stellte dem Arsenal-Goalie sogar eine weitere Teamkarriere in Aussicht: "Wenn er bei Arsenal weitermacht und weiter der Beste im Land ist, wird er unabhängig vom Alter nominiert."

Eriksson will bleiben

Er selber wolle auf alle Fälle Teamchef bleiben, die Kritik daran, dass er als Ausländer auf dem wichtigsten Posten im Mutterland des Fußballs nichts zu suchen habe, ist ja deutlich leiser geworden zuletzt, unlängst erst sprachen sich in einer landesweiten Umfrage 86 Prozent für den Schweden aus. "Die Gruppe", sagt Eriksson, "ist fantastisch, und ich bin stolz, ihr Manager zu sein."

Bleibt Eriksson, steht dem ballesterischen Mutterland allerdings eine Revolution bevor: die Winterpause, die der Teamchef für "absolut notwendig hält", wie man gerade auch bei der WM hatte sehen können. Und außerdem: "Man muss die Liga verkleinern." Eine Winterpause zu haben, "wäre sehr, sehr wichtig für die Spieler. Ich habe schon häufiger gesagt, dass wir weniger Klubs in der Premier League bräuchten, doch dies ist wohl unmöglich." Eriksson erhofft sich mittels einer Unterbrechung der Meisterschaft über Weihnachten und den Jahreswechsel, dass sich die Anzahl der Verletzungen bei den Spielern reduziert und allgemein der physische Zustand verbessert wird.

Wie Erikssons Plan in die Tat umgesetzt werden kann, das weiß er selbst noch nicht so recht, aber "ich werde versuchen, etwas mit der Hilfe des Verbandes auf den Weg zu bringen. Das zumindest ist sicher." (ag, red, Printausgabe Der Standard, 24.06.2002)