Zeit
DÖW weist Angriffe gegen Ludwig Steiner zurück
In rechtsextremer Zeitschrift war dem Versöhnungsfonds- Beauftragten vorgeworfen worden, in der NS-Zeit an Erschießungen teilgenommen zu haben
Wien - Klar hinter sein Mitglied Ludwig Steiner stellt sich
nun der Stiftungsrat des Dokumentationsarchivs des österreichischen
Widerstandes (DÖW). In einer am Montag veröffentlichten Erklärung zu
dem in einem Inserat in der rechtsextremen Zeitschrift "Der Eckart"
erhobenen Vorwurf, Steiner habe Gerüchten zu Folge in der NS-Zeit an
Erschießungen teilgenommen, hält der Stiftungsrat fest: man weise
"diesen auf die Beeinträchtigung der Ehre abzielenden Angriff von
rechtsextremer Seite" mit Entschiedenheit zurück und spreche dem
Betroffenen das Vertrauen aus.Der Vorwurf
Zum konkreten Vorwurf heißt es in der Erklärung des
DÖW-Stiftungsrats : "Ludwig Steiner wurde 1944, als damals
21-jähriger Leutnant der Reserve, mit den anderen Angehörigen eines
in Innsbruck stationierten Bataillons der Deutschen Wehrmacht
abkommandiert, der Exekution eines zum Tode verurteilten
Wehrmachtsangehörigen beizuwohnen. Daraus ist weder ein
strafrechtliches Delikt noch ein Fehlverhalten und auch nicht der
geringste moralische Vorwurf abzuleiten." Steiner habe sich vielmehr
als Widerstandskämpfer, als österreichischer Patriot und Demokrat
erwiesen und später als Diplomat und Politiker viel für unser Land
getan. Heute wacht Steiner über die Auszahlungen aus dem
Versöhnungsfonds, aus dem ehemalige NS-Zwangsarbeiter entschädigt
werden.
"Man will natürlich das DÖW treffen"
Gegenüber der APA hatte Steiner Mitte Juni betont, der Vorfall aus
dem Jahr 1944 sei "ein Ereignis" gewesen, "das mich unglaublich tief
beeinflusst hat". Ganz klar trete er seitdem gegen die Anwendung der
Todesstrafe ein. Und: "Ich war bei Erschießungen nie beteiligt." Für
ihn steht fest: "Man will natürlich das DÖW treffen." Von der
Exekution in Innsbruck hätten mehr Leute gewusst, da ja über 100
Männer gezwungen gewesen waren, zuzuschauen. Er habe aus dem Vorfall
auch nie ein Geheimnis gemacht, "bekannt war das immer". Empört hatte
sich vergangene Woche auch DÖW-Leiter Wolfgang Neugebauer gezeigt -
und ebenfalls einen Angriff auf das DÖW geortet.
Seitens des "Eckart" wurde am Montag betont,
hinter dem Inserat stehe "eine Privatperson, die ein privates
zeitgeschichtliches Archiv" habe. (APA)