Wien - Im Fall des mutmaßlichen Prostituiertenmörders Helfried B. muss sich die Wiener Polizei nun auf die schwierige Suche nach Sachbeweisen machen. Der 36-Jährige hatte ursprünglich vier Morde an Prostituierten gestanden, drei dieser Geständnisse allerdings widerrufen. Nun will man im Sicherheitsbüro ermitteln, ob er sich zu Unrecht selbst bezichtigt hat. "Die Chance auf Sachbeweise ist relativ gering", beschreibt der stellvertretende Leiter des Wiener Sicherheitsbüros, Ernst Geiger, die Situation. In den drei betroffenen Mordfällen in Graz (1989) und Wien (1994 und 1995) gibt es zwar konservierte Spuren für einen DNA-Vergleich. Die Proben sind aber sehr klein, es muss nun geklärt werden, ob sie für eine Überführung ausreichen. "Das Problem ist, dass der Verdächtige in seiner Wohnung ein umfangreiches Archiv über Prostituiertenmorde hatte", erläutert Geiger weiter. "So könnte er Details wissen, die man normalerweise nicht parat hat." Im Vordergrund der Arbeit steht derzeit daher die Beweissuche, ob der Verdächtige noch mehr Frauen umgebracht hat, will man erst später herausfinden. Ein weiterer Ermittlungsansatz ist die Suche nach einer etwaigen "Trophäensammlung". In dem einzigen Mord, den der Mann gestanden hat, werden diverse persönliche Gegenstände des Opfers vermisst. "Er gibt zwar an, die Kleidung und Handtasche gemeinsam mit der Leiche versteckt zu haben, es wurde dort aber nichts gefunden", berichtet der Beamte. "Denkbar ist daher, dass er diese Dinge woanders versteckt hat, vielleicht gemeinsam mit Habseligkeiten anderer Opfer." In der Szene war der ÖBB- Angestellte offenbar ein unbeschriebenes Blatt. Laut Geiger gebe es keine Hinweise darauf, dass der Mann bereits zuvor Prostituierte misshandelt, aber nicht getötet habe. Auch ein kurzer Standard -Lokalaugenschein am Straßenstrich des 15. Wiener Bezirks zeigt keine Spuren in diese Richtung. "Unter uns ist nichts geredet worden, dass es irgendwo einen Wahnsinnigen gibt", schildert eine blonde Prostituierte. "Aber jetzt sind wir froh, dass sie den erwischt haben." (Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe, 25.6.2002)