Boston - Eine natürlich vorkommende Substanz, Inosin, kann die Folgen eines Hirnschlags heilen helfen. Diese überraschende Entdeckung machten nun Neurologen der Harvard Medical School in Massachusetts an Ratten.Die Substanz, die unter anderem in menschlichen Zellen und in Bierhefe vorkommt, kann das Wachsen von Nervenfasern und damit die Neuvernetzung von Gehirn und Rückenmark bewirken. Und damit die Schäden reparieren, die sich unter anderem in Lähmungen und beeinträchtigtem Gedächtnis zeigen. Die Harvard-Forscher rund um Larry Benowitz beobachteten das Verhalten von Ratten nach Schlaganfall mit Inosin-Gabe und jenes von Nagern ohne diese Substanz. Dabei zeigten die Inosin-Behandelten bei einer Reihe von Aufgaben nicht das für Hirnschlag-Nager typische Verhalten, so etwa beim Schwimmen: Schlaganfall-Ratten hundeln zwar mit den Hinterläufen, können aber die vorderen nicht reglos unterm Kinn halten. Nach sieben Wochen Inosin dagegen kam diese Fähigkeit, die Vorderbeine zu kontrollieren, langsam zurück. Anatomische Untersuchungen bestätigten schließlich die Arbeitshypothese, dass mit dem wiedererlangten Verhalten wiederhergestellte Nervenverbindungen einhergingen. Optimistische Forscher sehen sich vor dem Durchbruch in der Schlaganfalltherapie. (rosch/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26. 6. 2002)