Seoul - Ganze vier Minuten lagen für Michael Ballack zwischen Tragik und Triumph. Innerhalb von 240 Sekunden durchlebte er alle Gefühle, die ein Profi nur erleben kann. Der 25-Jährige schoss die deutsche Nationalmannschaft mit seinem Tor in der 75. Minute des Halbfinales gegen Südkorea ins Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft, doch das Finale am Sonntag in Yokohama sieht Ballack nur von der Bank aus. "Der Traum, in einem WM-Endspiel zu stehen, ist damit geplatzt. Das ist das Bitterste, was man als Fußballer mitmachen kann", kommentierte der Spielmacher die Finalsperre wegen der zweiten Gelben Karte.Völler bedankt sich für Foul Teamchef Rudi Völler wusste, wem er den siebenten deutschen Einzug in ein WM-Finale zu verdanken hatte. "Alle Spieler und alle in Deutschland müssen vor Michael Ballack den Hut ziehen, dass er ein taktisches Foul begehen musste, in dem Bewusstsein, im Finale zu fehlen", wertete der 42-Jährige das Foul an dem Südkoreaner Chun-Soo Lee fast als Heldentat. "Er hat sich, wie er das schon die gesamte WM gemacht hat, aufgeopfert für die Mannschaft, das hätten nicht viele Profis gemacht", betonte Völler und forderte von seinem Team: "Wir werden versuchen, den Cup für ihn zu gewinnen, das hat er sich verdient." Verzweiflung in der Kabine Auf dem Spielfeld konnte sich Ballack noch mit seinen Kollegen freuen, wurde von allen Spielern und Betreuern umarmt und abgeklatscht. Nur ein kurzer ernster Blick und ein Schulterzucken verrieten, wie es in ihm aussah, in der Kabine war er den Tränen nahe. Doch als er sich eine Stunde nach Spielende den Fragen der Journalisten stellte, hatte er sich wieder im Griff und philosophierte über ein mögliches Finale gegen Brasilien, als ob nichts passiert wäre. "Der erste Favorit hat sich bereits qualifiziert", sagte er mit breiter Brust. Doch die Chance, in einem vierten Endspiel drei Leverkusener Niederlagen in Meisterschaft, Pokal und Champions League vergessen zu machen, ist für ihn dahin. Fehler von Frings Ballack bügelte mit seinem Foul den Patzer von Torsten Frings aus, doch Vorwürfe gab es keine an die Adresse seines Teamkollegen. "Das ist ausgeräumt, Fehler passieren im Spiel", zeigte der deutsche Mittelfeld-Regisseur Verständnis. Frings selbst war sich seiner Schuld bewusst: "Es tut mir Leid. Ich habe halt den Ball verloren, aber ich habe es auch nicht extra gemacht. Jetzt müssen wir sehen, dass wir es gut machen mit dem Titel."(APA)