Nahost
US-Bürgerrechtler Jackson: Gewalt in Nahost überwinden
USA verspielten unter Bush Anspruch des ehrlichen Maklers - Amerikaner "Opfer einer Propaganda-Maschine"
Bern - Der schwarze Bürgerrechtler und frühere
US-Präsidentschaftskandidat Jesse Jackson hat am Dienstag an der
Universität Bern ein eindringliches Plädoyer für Gewaltlosigkeit
gehalten. Nur sie führe im Nahost-Konflikt zu einer Lösung. Es
bedürfe eines ehrlichen Maklers zwischen den verfeindeten Parteien,
zwischen Israel und den Palästinensern, sagte Jackson. Die USA hätten
diesen Anspruch unter der Regierung Bush allerdings verspielt. Der
Grund: Washington habe sich durch seine Parteinahme für das
militärische Vorgehen der israelischen Regierung unglaubwürdig
gemacht. Jetzt müsse eine dritte Kraft gefunden werden, die von beiden
Konfliktparteien anerkannt wird. Das könnte aus Sicht Jacksons die
Europäische Union sein, vielleicht aber auch Russland oder Ägypten.
Jedenfalls nütze es nichts, den Stier an den Hörnern zu packen. Es
brauche Versöhnung, nicht militärische Einschüchterung, betonte der
demokratische Politiker.
Jackson griff die Regierung unter US-Präsident George W. Bush an,
weil sie einseitig auf militärische Lösungen setze und die eigene
Bevölkerung glauben machen wolle, diese seien das Rezept für einen
Erfolg. Dabei vergesse die US-Regierung den Dialog mit den Regierten,
suche nicht mehr nach Zustimmung im Volk und verliere so ihre
demokratische Legitimation. "Die meisten Amerikaner sind Opfer einer
Propaganda-Maschine geworden", attackierte Jackson. Der Druck auf die
US-Medien und von diesen auf die Leser steige kontinuierlich. Dies
sei vor allem seit den Attentaten vom 11. September zu beobachten.
In seiner Breitseite gegen das republikanische Kabinett in
Washington erinnerte der frühere Präsidentschaftskandidat daran, dass
Gewalt und Terrorismus ihren Nährboden in Armut und Verzweiflung
hätten und dass nur soziale Sicherheit und Zukunftsperspektiven
Frieden garantierten. Die USA täten aus Sicht des Demokraten derzeit
nichts gegen die zunehmende Wohlstands-Kluft zwischen Nord und Süd,
sondern zögen sich in isolationistischer Weise aus immer mehr
globalen Vereinbarungen zurück. Das Resultat weltweit seien eine
grassierende Trinkwassernot und eine rasante Ausbreitung von Aids.
Jackson malte auch eine düstere Zukunft für die Bürgerrechte in
den USA. "Was früher die Schwarzen und später die Latinos waren, sind
jetzt alle, die ein arabisches Aussehen haben", beschrieb er die
Opfer. "Der Kampf geht weiter", schloss der Bürgerrechtler.(APA/sda)