Paris - Bei Vivendi Universal, dem zweitgrößten Medienkonzern der Welt, bleibt der umstrittene Vorstandschef Jean-Marie Messier trotz scharfer Kritik an seiner Strategie im Amt. Entgegen Spekulationen wurde Messier vom Vivendi-Vorstand am Dienstagabend in Paris nicht an der Spitze des französisch-amerikanischen Konzerns abgelöst. Der 45-jährige Messier ist seit Juni 1996 Konzernchef. Er hatte den früheren nationalen Wasserversorger Générale des Eaux Ende 2000 mit dem französischen Bezahlsender Canal Plus und der US-kanadischen Gruppe Seagram zu einem Weltkonzern verschmolzen und dabei Milliardenschulden aufgehäuft. Vivendi gab nach dem Treffen des erweiterten Vorstandes bekannt, dass diese Schulden noch in diesem Jahr um rund vier Mrd. auf 15 Mrd. Euro abgebaut werden sollen. An Zahlen wird festgehalten Der Mediengigant habe 3,3 Mrd. Euro nicht abgerufene Kreditlinien in der Hinterhand und 912 Millionen Euro bar in der Kasse, betonte Vivendi angesichts vieler Berichte und Gerüchte über eine Liquiditätskrise. Vivendi hält an den Geschäftszielen für das laufende Jahr fest. Vivendi teilte weiter mit, künftig sollten zweimal monatlich Telefonkonferenzen stattfinden, um alle Fragen zu finanziellen und operativen Angelegenheiten zu beantworten. Damit wolle das Unternehmen negativen Gerüchten entgegentreten, hieß es. Der Aktienkurs des Unternehmens hatte zuletzt deutlich an Wert eingebüßt. Für den französischen Milliardär Bernard Arnault rückte unterdessen der Vizechef der Pariser Großbank BNP Paribas, Dominique Hoenn, in den erweiterten Vivendi-Vorstand nach. Arnault, der Chef des Luxusgüterkonzerns LVMH, hatte seinen Sitz in dem Medienkonzern laut der Tageszeitung Le Parisien aufgegeben, um nicht in eine Bilanzaffäre vom Schlage der Enron-Pleite in den USA hineingezogen zu werden. (APA, AFP, Reuters, DER STANDARD, Printausgabe 27.6.2002)