London/Jenin - Die Menschenrechtsorganisation Amnesty international (ai) hat Israel Menschenrechtsverletzungen und den Bruch der Genfer Konvention vorgeworfen. Ausgangssperren, willkürliche Festnahmen und die Zerstörung von Häusern kämen einer kollektiven Bestrafung aller Palästinenser gleich, hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung. Auch die schlimmsten Angriffe bewaffneter Gruppen rechtfertigten ein derartiges Vorgehen nicht. Die Organisation prangerte außerdem die Blockaden von Verbindungswegen zwischen Städten und Dörfern an, die zu "wirtschaftlichen, sozialen und psychologischen" Schäden führten. Die Zerstörung der Häuser gesuchter Palästinenser verstoße gegen die Genfer Konvention, die solche Akte nur im Falle einer militärischen Notwendigkeit zulassen. Hunderte von Palästinensern würden unter unwürdigen Bedingungen ohne Anklage und Gerichtsverhandlung festgehalten, hieß es in dem Bericht weiter. Amnesty International kritisierte die israelische Armee auch für die Wiederaufnahme der "gezielten Tötungen" von mutmaßlichen Mitgliedern palästinensischer Organisationen. Im palästinensischen Flüchtlingslager Jenin ist ein sechsjähriges Kind von israelischen Soldaten erschossen worden. Der Knabe wurde nach Krankenhausangaben am Mittwoch von Schüssen in die Brust getroffen. Ein Zwölfjähriger wurde am Fuß verletzt. Den Angaben zufolge eröffneten die Soldaten das Feuer, nachdem Kinder ihren Panzer mit Steinen beworfen hatten. Die israelische Armee hatte die Stadt Jenin und das angrenzende Flüchtlingslager vor einer Woche wieder besetzt. (APA)