Wien - In Österreich haben mehr schwer kranke Menschen als in vergleichbaren westlichen Industriestaaten eine Überlebenschance: Der Jahresbericht 2001 des Koordinationsbüros für das Transplantationswesen am Österreichischen Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG) belegt, das Österreich bei den Organtransplantationen (Spenderaufkommen) international Spitze ist. Führend ist es bei den Herz- und den Lungentransplantationen.Die Wartefrist auf eine Spenderniere beträgt nur 16 Monate "Wir konnten unsere Position bei den Nierentransplantationen halten. Die Wartefrist auf eine Spenderniere beträgt bei uns nur 16 Monate. Das international ein sehr guter Wert. Etwas zurück gegangen sind die Leber- bzw. die Herztransplantationen, aber da liegen wir trotzdem hervorragend", erklärte zu dem nun vorliegenden Bericht der Leiter der Klinischen Abteilung für Transplantation an der Chirurgischen Universitätsklinik am Wiener AKH, Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Mühlbacher. Lebendspende "Die Zahlen des Jahres zeigen, dass Österreich in allen Bereichen im Spitzenfeld liegt. Nur im Bereich der Lebendspende (vor allem Nieren-Lebendspende, Anm.) liegt Österreich noch deutlich hinter Norwegen, den USA, Schweden und der Schweiz zurück. Bei Herz- und Lungentransplantationen hat Österreich weltweit die höchste Frequenz pro Million Einwohner aufzuweisen", stellt der Report fest. Im Jahr 2001 wurden in Österreich 64 Herz-, zwei Herz-Lungen-, 57 Lungen-, 128 Leber-, 414 Nieren- und 27 Bauchspeicheldrüsen-Transplantationen vorgenommen. Dies erfolgte an den Transplantationszentren Wien, Graz, Innsbruck und Region Linz. Wie sehr die Patienten davon profitieren, geht aus folgender Statistik hervor: Im Zeitraum 1991 bis 1998 lag die Funktionstüchtigkeit transplantierter Nieren nach fünf Jahren bereits bei 70 Prozent (binnen 30 Tagen nach dem Eingriff: 94 Prozent). Lebertransplantierte haben nach fünf Jahren derzeit noch zu 67 Prozent ein funktionierendes Organ, ohne das sie sterben würden. Bei den Herztransplantationen liegt die Fünf-Jahres-Erfolgsquote derzeit bei 70 Prozent. Spenderorganaufkommen Ganz wesentlich wird der Erfolg durch das Spender- bzw. Spenderorganaufkommen bedingt. Hier wird Österreich von vielen anderen Staaten sowohl für seine gesetzlichen Regelungen als auch für die in den vergangenen Jahren immer besseren organisatorischen Maßnahmen beneidet. Die harten Daten: An der Spitze in einem Vergleich von 19 Ländern liegt Spanien mit einem Organspenderaufkommen von 33,9 pro Million Einwohner. Dann kommt Belgien (25,6) und darauf schon Österreich mit 24,0. In Deutschland sind es nur 12,2 Spender pro einer Million Einwohner, in Frankreich 17,0 und in Schweden 10,9 (USA: 23,5). Spektrum der Organspender ändert sich Dabei verändert sich langsam das Spektrum der Organspender. Früher waren es vor allem junge Verkehrsunfallsopfer. Doch die Zahl der Verkehrstoten geht seit Jahren zurück. Der Wiener Transplantationschirurg Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Mühlbacher: "Das Durchschnittsalter der Organspender steigt an. Es sind weniger Unfallopfer." Dadurch sind aber auch eventuell weniger Organe verwendbar, weil in manchen Fällen bereits altersbedingte Schäden vorliegen. Doch es gibt auch eklatant positive Beispiele. Der Chirurg: "Wir haben die Leber eines 81-jährigen Spenders verpflanzt." Inselzell-Transplantation Die Lebendspende von Organen wird hingegen kaum einen wesentlichen Beitrag zur Beseitigung von Engpässen bei Spenderorganen bringen. Woran die Transplantationschirurgen arbeiten: Im kommenden September soll auch in Wien die erste Inselzell-Transplantation bei einem Diabetiker erfolgen. Dabei werden 600.000 bis 800.000 Insulin-produzierende Zellen von einem Spender dem zuckerkranken Empfänger in die Pfortader (Leber) injiziert. Sie sollen sich in der Leber ansiedeln und das fehlende Insulin produzieren. Mühlbacher: "Das funktioniert mit einer medikamentösen Immunsuppression (zur Beherrschung der Abstoßungsreaktion, Anm.) bei der kein Cortison verwendet wird. Die ersten Erfolge wurden an einer Klinik in Edmonton in Kanada erzielt. Seither 'pilgern' alle dorthin, um das zu lernen." (APA)