Unternehmen
Audi trotzt Marktflaute
Neue Modelle angekündigt - Künftig sportlicheres Image: "Mehr Muskeln, weniger Fett" - Neuer Chef will Kosten senken
Neckarsulm - Nach sechs Jahren Rekordfahrt bekommt
jetzt auch der deutsche Autobauer Audi die weltweite Branchenflaute
zunehmend zu spüren. "Wir erwarten für das zweite Halbjahr keine
entscheidende Verbesserung in den Märkten", sagte der neue
Vorstandschef Martin Winterkorn am Donnerstag auf der
Hauptversammlung in Neckarsulm. Nach leichten Zuwächsen in den ersten
sechs Monaten erwarte er daher im Gesamtjahr nur einen stabilen
Absatz. Winterkorn will mit einem Sparkurs, neuen Modellen, einer
Absatzoffensive in den USA und einem sportlicheren Image die Position
der VW-Tochter weiter ausbauen.Absatzsteigerung
Im ersten Halbjahr 2002 steigerte Audi den Absatz weltweit um 4
Prozent auf rund 383.500 verkaufte Fahrzeuge. Wegen
Absatzveränderungen bei dem zum Konzern gehörenden Autoimporteur
Autogerma erwartet der Ingolstädter Autohersteller jedoch einen
leichten Umsatzrückgang auf über 11 Mrd. Euro. Winterkorn rechnet
auch für die zweite Jahreshälfte mit keiner entscheidenden
Verbesserung auf den Märkten. Bei der aktuellen Konjunktur werde es
nicht einfach, den steilen Winkel der Audi-Erfolgskurve
beizubehalten, betonte er.
Potenzial in Nordarmerika
Die Volkswagen-Tochter will in den kommenden Jahren vor allem den
Absatz in Nordamerika weiter ankurbeln. "Wir sehen dort für Audi ein
großes Wachstumspotenzial", sagte Winterkorn, der seit kurzem Chef
der erweiterten Markengruppe des Wolfsburger Konzerns mit Audi, Seat
und Lamborghini ist. Winterkorn, der bei VW zuvor Entwicklungschef war und dort weiter
im Vorstand sitzt, sagte, Audi habe wie keine andere Marke in den
vergangenen Jahren einige Mega-Trends setzen können. Als Beispiel
nannte er den Leichtbau oder Entwicklungen beim Allradantrieb.
Neue Modelle
Zugleich kündigte er eine Reihe von neuen Modellen an. Die Marke
sei derzeit in einigen lukrativen Fahrzeugsegmenten nicht vertreten.
Das bedeute "ein noch schärferes, ein noch sportlicheres Profil, um
in dem immer härter werdenden globalen Wettbewerb weiterhin Erfolg zu
haben." Unter anderem will Audi ein zweitüriges Coupe auf den Markt
bringen. Auch der neue A8 werde als sportliche Limousine in der
Luxusklasse die Ausrichtung von Audi verstärken. Die Fahrzeuge
sollten nicht nur sportlicher unterwegs sein, sondern auch so
aussehen. "Mehr Muskeln, weniger Fett" - so die Devise.
In Deutschland rechnet der Konzern bis Ende des Monats mit etwa
126.100 ausgelieferten Fahrzeugen. Das seien 2,7 Prozent weniger als
vor einem Jahr. In Europa (ohne Deutschland) wurde hingegen mit
170.800 Autos ein Plus von 8,8 Prozent erzielt. Die schwierige Lage
in den USA machte jedoch auch der VW-Tochter zu schaffen. Dort wurden
voraussichtlich nur 42.300 Einheiten abgesetzt. Das sei ein Minus von
2,3 Prozent. In Nordamerika will Audi vor allem auf Crossover-Autos
setzen. Bei ihnen werden die Eigenschaften von mehreren
Fahrzeugklassen wie beispielsweise bei Geländewagen und Coupe
kombiniert.
Kostensenkungen
Winterkorn will künftig auch verstärkt Kosten bei Audi einsparen.
Sein Ziel sei es, gleichzeitig den Anspruch auf Hochwertigkeit zu
verteidigen und dabei weniger Kosten zu verursachen. Konkrete Angaben
zu Einsparungen machte der Vorstandschef nicht. Ein Konzernsprecher
betonte heute, ein Stellenabbau sei nicht geplant. (APA/dpa)