Forschungspolitik
"Mit siebzehn Jahren war ich Anti-Marxist" ... Zitate
Wien - Sir Karl Raimund Popper hat in seinen Büchern,
Vorträgen und in Interviews immer wieder provokant Stellung bezogen.
Das gehörte zu einem seiner Prinzipien: "Immer, wenn ich irgendwo zu
einem Vortrag eingeladen bin, versuche ich, bestimmte Konsequenzen
aus meinen Auffassungen darzulegen, von denen ich annehme, dass sie
für das jeweilige Publikum gar nicht oder nur schwer akzeptabel
sind", schreibt Popper in seiner Autobiographie. Im folgenden eine -
sehr unvollständige und willkürlich ausgewählte - Sammlung seiner
Zitate. "Unser erstes Ziel heute muss der Friede sein. ... Wir dürfen hier
nicht davor zurückschrecken, für den Frieden Krieg zu führen."
(Interview mit dem "Spiegel", 23. März 1992)
"Theologie ist, so glaube ich noch immer, ein Symptom des
Unglaubens." (Poppers Autobiographie "Ausgangspunkte - Meine
intellektuelle Entwicklung", Verlag Hoffmann und Campe)
"Jeder weiß heute, dass der logische Positivismus tot ist. Aber
niemand kommt auf die Idee zu fragen, 'Wer ist dafür verantwortlich?'
oder, eher, 'Wer hat das getan?'. Ich fürchte, ich muss meine
Verantwortung gestehen".
(ebenda)
"Das Streben nach Exaktheit entspricht dem Streben nach
Gewissheit; und auf beides sollte man verzichten."
(ebenda)
"...wurde mir klar, was ich schon einige Zeit ungenau gespürt
hatte, dass wir in unserer berühmten österreichischen Mittelschule
unsere Zeit verschwendeten ..."
(ebenda)
"Mit siebzehn Jahren war ich Anti-Marxist. Ich begriff den
dogmatischen Charakter des Marxismus und seine unglaubliche
intellektuelle Anmaßung."
(ebenda)
"Wenn ich an die Zukunft dachte, träumte ich davon, eine Schule zu
gründen, in der junge Menschen lernen könnten, ohne sich zu
langweilen; in der sie angeregt würden, Probleme aufzuwerfen und zu
diskutieren; eine Schule, in der sie nicht gezwungen wären,
unverlangte Antworten auf ungestellte Fragen zu hören; in der man
nicht studiert, um Prüfungen zu bestehen, sondern um etwas zu
lernen."
(ebenda)
"Aber Rassenstolz ist nicht nur an sich dumm, sondern auch
ungerecht, selbst dann, wenn er durch Rassenhass provoziert ist.
Jeglicher Nationalismus oder Rassismus ist von Übel, und der jüdische
Nationalismus ist keine Ausnahme."
(ebenda)
"In dieser kritischen Einstellung ist die Tatsache enthalten, dass
wir immer in einer unvollkommenen Gesellschaft werden leben müssen."
(ebenda)
"Man redet zu viel von der 'Entfremdung'. Ich würde sagen, dass
das Leben selbst die Entfremdung dauernd sucht."
(Kamingespräch im ORF zwischen Popper und Konrad Lorenz, 1983)
"Ich sehe die größte Gefahr eigentlich im Pessimismus, das heißt
in dem dauernden Versuch, den jungen Menschen zu sagen, dass sie in
einer schlechten Welt leben. Das sehe ich als die größte Gefahr
unserer Zeit, größer noch als die Atombombe. ... Wir leben,
historisch gesehen, in der besten Welt, die es bisher gegeben hat.
Natürlich ist es eine schlechte Welt, weil es eine bessere gibt und
weil das Leben uns anspornt, nach einer besseren Welt zu suchen."
(ebenda)
(APA)