Inland
SPÖ: Schlechtes Jahreszeugnis für Gehrer
Bundesgeschäftsführerin Kuntzl kritisiert Uni-Reform sowie Schulreformpaket scharf
Wien - Kein gutes Jahreszeugnis stellt die SPÖ
Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) aus. Abgesehen davon, dass
Gehrers Verhalten nicht zufrieden stellend wäre, habe sie in den
Fächern "Schule, Universität, Fachhochschule, Kultur und
Weiterbildung" mit ihrer Leistung nicht überzeugen können, erklärte
SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Andrea Kuntzl in einer Pressekonferenz am
Freitag. Sowohl die Universitätsreform, als auch das
Schul-Reformpaket wird von der SPÖ scharf kritisiert. Die Budgetkürzung im Bildungsbereich habe schwerwiegende Folgen,
stellte Kuntzl fest. Ein Zeichen dafür wären die überfüllten
Klassenzimmer. Über 100.000 Schüler wären in Klassen mit mehr als 30
Kindern untergebracht. Besonders krass wäre dieser Missstand in den
berufsbildenden höheren Schulen. Dort zähle man in allen ersten
Klassen 36 Schüler, kritisierte Kuntzl.
"Das Reformpaket, das derzeit im Parlament verhandelt wird, ist
ein Reförmchen, dem der Mut fehle", meinte Kuntzl. Die SPÖ fordere
die Ausweitung der Integration behinderter Kinder. Es dürfe keine
Beschränkung der Integration auf den polytechnischen Lehrgang geben.
Auch behinderten Kindern solle ein breites Spektrum an Schulen zur
Verfügung stehen. Dabei gehe es nicht um eine Matura unter allen
Umständen, aber um die Teilnahme am Unterricht und
Teilqualifikationen, die bessere Chancen im Berufsleben bringen
würden.
Das Oberstufenreformkonzept sei zwar in einigen Ansätzen richtig,
aber nicht umfangreich genug. Die Schüler der siebenten und achten
Klassen wären reif genug, um sich ihre eigenen Bildungsschwerpunkte
zu setzen. Die Lehrer hätten in diesen hohen Klassen die Aufgabe als
Bildungscoaches zu übernehmen, ginge es nach den Vorstellungen der
SPÖ - und es müsste etwas gegen die übervollen Klassen in den
berufsbildenden höheren Schulen gemacht werden. So würden etwa auf
einen Platz in einer HTL sieben Bewerber kommen. Deutlich mehr
Angebote sollten hier Abhilfe schaffen, forderte Kuntzl.
Auch wenn die Regierung gestern einen umfangreichen
Änderungsantrag zur Universitätsreform vorgelegt habe, so wären darin
in den drei zentralen Kritikpunkten der SPÖ keine Zugeständnisse
gemacht worden, erklärte die Bundesgeschäftsführerin. Nach wie vor
blieben die Mitbestimmungsrechte stark reduziert, sowie der direkte
Regierungseinfluss über den Universitätsrat und die
Selbstausschaltung des Parlaments erhalten. "Wir sehen hier einige
verfassungswidrige Punkte. Und es gibt immer noch keine
Folgekostenabschätzung", so Kuntzl. Und weiter: "Gehrer hat erklärt,
dass man bei einer Reform nicht alle Wünsche befriedigen könne. Das
ist schon richtig, aber deswegen muss man ja nicht gleich eine Reform
machen, die fast niemand will." (APA)