International
Gegengipfel in Mali begegnet Beschlüssen für Afrika mit Skepsis
Aktionsplan ohne Bezug zur afrikanischen "Realität"
Siby - Mit Skepsis haben die Teilnehmer am "Gipfel der
Armen" im afrikanischen Mali auf die G-8-Beschlüsse zu Afrika
reagiert. Der Aktionsplan der Staats- und Regierungschefs der sieben
wichtigsten Industriestaaten und Russlands habe mit "unserer
Realität" nichts zu tun, sagte der malische Historiker Cheik Chikouna
Cissé am Freitag. Nach den Worten der Organisatoren des Gegengipfels
"Jubilee 2000" hat "G-8 gekreißt und eine Maus geboren". Es sei
nichts geschehen, und "trotzdem sprechen unsere Staatschefs vom
Sieg". Der Aktionsplan soll vor allem die Reformstaaten auf dem
bisher vernachlässigten Kontinent unterstützen. Er stützt sich auf
eine Initiative von reformorientierten afrikanischen Staaten, NEPAD
(Neue Partnerschaft für die Entwicklung Afrikas), sieht aber keine
größeren neuen Finanzspritzen vor. Die NEPAD-Staaten - darunter Südafrika, Nigeria, Senegal und
Algerien - wollen die Armut in Afrika bis zum Jahr 2015 halbieren.
Für die kommenden 15 Jahre planen sie ein jährliches
Wirtschaftswachstum von sieben Prozent. Dafür veranschlagt NEPAD pro
Jahr 64 Milliarden Dollar (rund 66 Milliarden Euro), die zum großen
Teil von den Industriestaaten aufgebracht werden sollten. Ein
Sprecher des Gegengipfels kritisierte die Pläne als "zu liberal". Die
Vorschläge nützten vor allem den Industriestaaten. Wesentliche
Punkte, wie etwa mehr Bildung für die Bürger des afrikanischen
Kontinents, würden vernachlässigt. An dem "Gipfel der Armen" nehmen
seit Dienstag rund 200 Vertreter von Sozialbewegungen aus Mali,
Niger, Senegal, Guinea und Burkina Faso teil. (APA)