Washington/Wien - 350 Seehäfen gibt es in den USA, 429 kommerzielle Flughäfen, 500.000 Privatpiloten, 200.000 Privatflugzeuge und 52.000 Objekte, die der so genannten "kritischen Infrastruktur" des Landes zuzurechnen sind. Elf Millionen Lastwagen kommen jährlich von Mexiko oder Kanada aus über die Grenzen, desgleichen zwölf Millionen Container, von denen gerade einmal zwei Prozent inspiziert werden. An diesen Zahlen, meinen Randy Larsen und Dave McIntyre, Direktor und Vizedirektor des Washingtoner "Anser Institute for Homeland Security", lasse sich ermessen, vor welch gigantischer Aufgabe die Amerikaner stehen, wenn sie ihr Land vor neuem Terror schützen wollen. In einer von der US-Botschaft in Wien organisierten Videokonferenz hatten österreichische Journalisten und Sicherheitsfachleute am Donnerstag Gelegenheit, mit Larsen und McIntyre über diese Herausforderungen zu debattieren. Das von privaten Sponsoren - etwa CNN-Gründer Ted Turner - finanzierte Anser-Institute gilt als eine der ersten Adressen in Sachen Terrorabwehr. Larsen war einer der konzeptionellen Leiter des "Dark Winter"-Experimentes im Juni 2001, bei dem ein Angriff mit Pockenviren auf die USA simuliert wurde. Der Anser-Chef konzediert, dass die US-Sicherheitsarchitektur noch Mängel aufweise. Bei der oft als konfus empfundenen Verlautbarungspolitik in Katastrophenfällen könnten sich die Amerikaner durchaus an europäischen Modellen ein Beispiel nehmen. Die in letzter Zeit häufig vorgetragene Forderung, die Wände zwischen FBI und den Geheimdiensten müsse eingerissen werden, sieht Larsen skeptisch: Das FBI arbeite überwiegend auf dem Boden von Gewissheiten - die Kollegen von CIA und NSA hingegen auf dem Gebiet der Wahrscheinlichkeit. Wenn man die Kooperation von Polizeibehörden und Geheimdiensten zu weit treibe, könne es geschehen, dass die Vorteile der unterschiedlichen Arbeitweisen verloren gingen. In einem ist sich Larsen aber sicher: "Kommunikation" sei der wichtigste Einzelfaktor, der im Kampf gegen den Terror entscheidend ist. (Christoph Winder/DER STANDARD, Printausgabe, 29./30.6.2002)