La Paz/Montevideo - Fünf Jahre Vetternwirtschaft, wirtschaftliche Stagnation und soziale Dauerkonflikte - das ist das Erbe, das der vor kurzem verstorbene Präsident Hugo Banzer und sein Vize und Nachfolger Jorge Quiroga dem neuen, am Sonntag zu wählenden bolivianischen Staatschef hinterlassen werden. Favorit für das Amt ist der in den USA ausgebildete ehemalige Militär Manfred Reyes Villa, er überzeugt den Umfragen zufolge mit seinen rechtspopulistischen Reden knapp 25 Prozent der Wähler. Deutlich dahinter liegen der 71-jährige Expräsident Gonzalo Sanchez de Losada von der linkspopulistischen National-Revolutionären Bewegung (MNR) mit 17 Prozent und Expräsident Jaime Paz Zamora von der sozialdemokratischen Bewegung der Revolutionären Linken (MIR) mit 15 Prozent. Da wahrscheinlich keiner der Kandidaten die für den Sieg im ersten Wahlgang nötige absolute Mehrheit erreichen wird, muss der am Sonntag ebenfalls neu zu wählende Kongress zwischen den beiden Bestplatzierten entscheiden. Die USA beobachten den Wahlausgang genau, Boliviens Erdgasreserven spielen für die Diversifizierung der Energielieferanten eine wichtige Rolle im Kalkül Washingtons. (DER STANDARD, Printausgabe, 29./30.6.2002)