Mensch
Einziges Labor in Österreich zur Zell-Reinigung bei Diabetes steht in Tirol
Vier Personen wurden bisher erfolgreich geheilt
Innsbruck - Eine Transplantation von so genannten
Inselzellen der Bauchspeicheldrüse in die Leber kann für Zuckerkranke
eine Alternative zu einem operativen Eingriff darstellen. An der
Innsbrucker Uniklinik gibt es österreichweit das einzige Labor, in
dem diese von den anderen Zellen gereinigt werden können, erklärte
Paul Hengster, Leiter des Innsbrucker
Inselzell-Transplantationszentrum. Seit der Inbetriebnahme des Labors im April vergangenen Jahres
wurde bei insgesamt vier Patienten aus ganz Österreich die
Transplantation von selber gereinigten Zellen durchgeführt. Der
Hälfte davon gehe es sehr gut, sie produzieren mittlerweile
ausreichend Insulin. Aber auch schon davor wurden fünf Zuckerkranken
Inselzellen transplantiert, diese wurden allerdings noch in Mailand
aufbereitet. Vor der Transplantation ist die Arbeit des Labors gefragt. Durch
ein aufwendiges Verfahren werden dort mit Hilfe von Enzymen die
Inselzellen vom übrigen Gewebe der Bauchspeicheldrüse getrennt und
gereinigt. Anschließend werden dem Patienten die konzentrierten
Inselzellen durch ein dünnen Plastikkatheter direkt in die Pfortader
injiziert. Über den Blutstrom werden sie in die Leber geschwemmt und
sollen dort in den den kleinen Blutgefäßen hängen bleiben, sich
"ansiedeln" und ihre Funktion beginnen. Insgesamt seien zwei
Verabreichungen notwendig, die zeitversetzt erfolgen müssen,
erläuterte Hengster. Die Kosten des Eingriffs werden derzeit über das
Krankenhaus getragen.
Nicht genügend Inselzellen
Nicht bei jedem Diabetiker könne die Transplantation durchgeführt
werden, wie Hengster betonte. "Wir haben auf keinen Fall genug
Inselzellen für alle Patienten." Für einen Empfänger seien im Schnitt
zwei Organe (Bauchspeicheldrüsen) notwendig - unter anderem deshalb,
da durch die Isolation und Reinigung Zellen verloren gehen. Darüber
hinaus könne die Methode nur bei Typ-I-Diabetikern angewendet werden.
Davon würden aber wiederum nur etwa jene 40 Prozent für eine
Transplantation in Frage kommen, die durch ihre Erkrankung mit
unangenehmen Nebenerscheinungen (wie etwa mit Nierenversagen,
Verkalkung der Gefäße oder Sehverlust) oder mit unstabilen
Blutzuckerwerten zu kämpfen haben. Bei den übrigen 60 Prozent der
Typ-I-Diabetiker reiche das Spritzen von Insulin aus.
Nach einer erfolgreichen Inselzell-Transplantation fällt für die
Patienten entweder das Spritzen von Insulin überhaupt weg oder kann
deutlich reduziert werden. Von einer Heilung im engeren Sinn könne
aber nicht gesprochen werden, da alle Patienten für den Rest ihres
Lebens entsprechende Medikamente einnehmen müssen, um einer Abstoßung
der Zellen vorzubeugen, sagte der Experte.
Beim Zuckerkranken können einerseits die Inselzellen fehlen
(Typ-I-Diabetiker) oder andererseits das Ansprechen auf die
Insulinfreisetzung im Körper vermindert sein (Typ-II-Diabetiker).
Folgende Therapien können eingesetzt werden: Das Spritzen von
Insulin, die Transplantation eines ganzen Organs oder die von
Inselzellen. Inselzellen sind kugelige Zellgebilde der
Bauchspeicheldrüse, die den Blutzuckerspiegel im Blut messen und
Insulin in kontrollierten Mengen freisetzen. Sie machen nur ein
Prozent der gesamten Zellenanzahl in der Bauchspeicheldrüse aus. (APA)