Der deutsche Medienkonzern Holtzbrinck (Handelsblatt, Wirtschaftswoche, n-tv) befindet sich laut Spiegel in einer deutlich angespannteren Finanzlage als bisher bekannt. Die Gruppe will sich nun vom Nachrichtensender n-tv trennen.Nach einem Verlust von 47,7 Millionen Euro im vergangenen Jahr betrage das operative Minus des Medienriesen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres bereits 65,5 Millionen Euro, schreibt der Spiegel. Der Gesamtschuldenstand des Unternehmens sei 2001 bei brutto 1,23 Milliarden Euro gelegen. Verlagsgruppe Handelsblatt mit Problemen Vor allem der Verlagsgruppe Handelsblatt gehe es schlechter. Dort sei nach einem Verlust von 18,9 Millionen Euro 2001 in den ersten fünf Monaten 2002 wieder ein Minus von 8,2 Prozent aufgelaufen. Erhebliche Verluste hätten im vergangenen Jahr mit 14,3 Millionen Euro auch der Bereich elektronische Medien, die deutschsprachige Verlagssparte (minus 10,6 Millionen Euro) und der Berliner Tagesspiegel (minus 8,4 Millionen Euro) gemacht. Der Konzern sei vorbehaltlich einer Kreditverlängerung bis Ende 2002 flüssig. Der aus Österreich stammende Vizegeschäftsführer Michael Grabner habe in einem vertraulichen Vermerk an Konzernchef Stefan von Holtzbrinck (SvH) vom Jänner von einer sowohl "operativ-faktisch als auch emotional-psychologisch nicht einfachen Situation in der Holding und für SvH" gesprochen. Vernahndlungen über n-tv-Anteil Wegen kartellrechtlicher und finanzieller Schwierigkeiten soll auch die geplante Übernahme des Berliner Verlages (Berliner Zeitung, Berliner Kurier) von Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr auf wackligen Beinen stehen. Im Gegenzug zur Übernahme der Berliner Zeitung könnte Holtzbrinck seine 47,3 Prozent an n-tv der ebenfalls Bertelsmann gehörenden RTL-Gruppe übertragen. Sie verhandelt seit längerem über einen Einstieg bei dem Sender und hat Verhandlungen bestätigt. Von Holtzbrinck war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. (red/DER STANDARD; Printausgabe, 1.7.2002)