Location: Eden Bar, Liliengasse 2, 1010 Wien
Teresa Vogl in der Eden Bar.
Katharina Gossow

Der Ort

Für mich war die Eden Bar immer ein magischer Ort. Ich war nie sicher, was sich hinter der grünen Tür verbirgt. Mit Mitte zwanzig habe ich dann den Schritt über die Schwelle gewagt und einen sehr lustigen Abend verbracht. Es gibt auch eine berufliche Verbindung, nämlich die Late-Night-Show "Reden in der Eden", die ich mitgestaltet hatte. Und letztes Jahr habe ich hier eine große Feier zu meinem Vierziger geschmissen. Die Eden Bar ist ein ganz be-sonderer Ort. Gegründet wurde sie bereits 1911. Und spätestens unter der Gastro-Legende Heinz Schimanko hat sie ihren Kultstatus zementiert. Stars wie Romy Schneider oder Alain Delon haben hier auch schon gefeiert. Die Eden ist auch Ort des Geschehens in Gerhard Bronners und Helmut Qualtingers Lied "Der Papa wird’s schon richten", das den Rücktritt des Nationalratspräsidenten Felix Hurdes zur Folge hatte.

Die Etikette

Ich habe mir sagen lassen: Auf dem Herren-WC gibt es ein Becken, das man benutzen kann, sollte man sich übergeben müssen. Es wird "Vomitorium" genannt. Klingt doch gleich viel weniger unappetitlich. Bis vor kurzem bestand für die männlichen Besucher in der Eden Sakkopflicht. Der Dresscode wurde aber ein wenig gelockert. Ich selbst halte es mit Vivienne Westwood, die einst sagte "When in doubt, overdress". Seit ich ein Kind habe, beschäftige ich mich viel mehr mit Etikette und überlege, was man einem jungen Menschen mitgeben muss, um sich, auf welchem Parkett auch immer, zurechtzufinden. Doch "Benimmregeln", wie einer Frau die Tür aufhalten zu müssen, können auch ein Hemm-schuh für Offenheit und Diversität sein. Zum Glück lockert sich das gesellschaftliche Korsett. Durch das Patriarchart aufgedrückte Rollen sind weder für Frauen noch für Männer gesund. Aber Werte wie Höflichkeit, Respekt und Herzenswärme sind mir wichtig.

Die Erinnerung

Apropos Herzenswärme: Essen ist etwas sehr Emotionales. Meine stärksten kulinarischen Erinnerungen sind mit wichtigen Bezugspersonen verbunden. Einerseits Beuschel mit meiner Oma, andererseits Tiefkühl-Germknödel mit Frau Pasteiner, der Kinderfrau, die auf mich und meinen Bruder aufgepasst hat, weil unsere Eltern beide berufstätig waren. Wenn ich selbst mal Zeit zum Kochen finde, bereite ich gerne Süßspeisen zu und hege seit langem auch den Wunsch, Germknödel einmal selbst zu kochen, aber ich habe Angst, dass die niemals an die köstliche Kindheitserinnerung herankommen. (RONDO, Protokoll: Michael Steingruber, 30.4.2024)