Elon Musk löste das Supercharger-Team auf.
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Etwa zwei Wochen ist es her, da hat Tesla eine enorme Kündigungswelle eingeleitet. 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen weltweit eingespart werden. Das Unternehmen bleibe dadurch "schlank und innovativ" verkündete CEO Elon Musk. Wie sich nun herausstellt, war das aber nur der erste Schritt. Am Ende könnten über 20.000 Stellen bei dem Elektroautobauer eingespart werden.

Musks Test für Führungskräfte

Elon Musk verkündete die neuen Sparmaßnahmen auf seine Art: Er schickte am Dienstagabend (Ortszeit) eine E-Mail an die Führungskräfte des Unternehmens. Darin kündigte er an "absolut hardcore" vorzugehen. Bestehe eine Führungskraft einen offenbar von Musk entwickelten Test der "Exzellenz, Notwendigkeit und Vertrauenswürdigkeit" nicht, dann werde nicht nur die betroffene Person gekündigt, sondern auch die gesamte Belegschaft, die unter ihr arbeitet.

So wurde Rebecca Tinucci, Senior Director of EV Charging mit einem Großteil des von ihr geleiteten 500-köpfigen Teams gefeuert. Auch der Leiter des Programms für neue Fahrzeuge, Daniel Ho, muss gemeinsam mit seinem Team das Unternehmen verlassen. Das genaue Ausmaß der Kündigungswelle ist nicht bekannt, aber wie Bloomberg berichtet, könnte Tesla sich von bis zu 20 Prozent der Belegschaft trennen.

Der Abgang von Tinucci bedeutet, dass das gesamte Supercharger-Team eingespart wird. Wie Electrek berichtet, könnte das auf einen Richtungswechsel bei Tesla hindeuten. Tesla war bislang bemüht andere Unternehmen davon zu überzeugen, den von Tesla entwickelten North American Charging Standard (NACS) zu übernehmen. Diese Aufgabe fiel in den Bereich von Tinucci und die Managerin dürfte damit durchaus Erfolg gehabt haben. Beobachter gingen davon aus, dass Tesla damit in der Lage wäre, auch das Ladegeschäft in Form des Supercharger-Netzwerks gewinnbringend zu betreiben. Elon Musk kommentierte die Kündigung des gesamten Teams, indem er meinte, es werden auch in Zukunft weitere Supercharger gebaut und im Bau befindliche fertiggestellt.

Enormer Druck

Dabei dürfte ein gewaltiger Druck auf der Belegschaft liegen, wie Futurism berichtet. Um die Produktionsziele zu erreichen, schlief ein Produktionsleiter in seinem Auto auf dem Werksparkplatz und ernährte sich von Mikrowellengerichten. Geduscht hat er in der Firma. Auch ihm wurde gekündigt.

Ein weiterer Tesla-Mitarbeiter berichtet von ähnlichem: Er schlief ebenfalls auf dem Parkplatz, als er mehrere Positionen innerhalb des Unternehmens durchlief. Am Tag, als er seinen neuen Posten als Techniker zur Entsorgung von Problemstoffen antreten sollte, wurde er per E-Mail informiert, dass es seinen Posten nun nicht mehr gebe.

Bislang dürfte die Kündigungswelle chaotisch verlaufen, wie es in dem Bericht heißt. Das Unternehmen versprach vielen der ehemaligen Angestellten Abfindungspakete, doch wie Business Insider berichtet, erhielten zahlreiche Betroffene eine E-Mail, in der sie davon informiert wurden, dass ihre Abfindung storniert wurde. Manche Abfindungen waren versehentlich zu niedrig angesetzt, teilte Musk später mit.

Musks Ruf färbt ab

Tesla steckt aktuell in einer tiefen Krise. Der verschärfte Wettbewerb, vor allem aus China, drückt auf die Absatzzahlen. Tesla hat bereits mehrmals die Preise seiner Elektroautos gesenkt. Der Aktienkurs des Unternehmens ist auf ein Sechs-Jahres-Tief gesunken. Dazu kommt, dass der Markt für Elektroautos weltweit schwächelt. Vor allem die hohen Preise der E-Autos bremsen aktuell die Kauflust der Kundschaft. Dazu kommt noch der Faktor Musk selbst, wie The Verge berichtet: Dessen durch sein umstrittenes Verhalten on- wie offline scheint auch auf Tesla abzufärben. Dazu kommen noch behördliche Untersuchungen des Autopiloten und Qualitätsprobleme. Vor allem der Cybertruck hat sich für Tesla als Desaster erwiesen. (pez, 1.5.2024)