Konrad Laimer reklamiert, nachdem er gefoult wurde.
Konrad Laimer spielte eine seiner besten Partien im Bayern-Dress.
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München – Spektakulärer Fußball, vier Tore, Spannung für das Rückspiel - das erste von zwei Duellen zwischen Bayern München und Real Madrid im Halbfinale der Champions League hat am Dienstag die Herzen der Fans höher schlagen lassen. Nach dem 2:2 in München waren jedoch beide Seiten nicht zufrieden. Bayern-Coach Thomas Tuchel blickte aber nach vorne. "Es lohnt sich nicht, lange mit dem Ergebnis zu hadern. Die Ausgangslage ist klar: Wir fahren nach Madrid – and the winner takes it all."

Die Bayern hatten die Partie in der Allianz Arena druckvoll eröffnet, Chance um Chance herausgespielt. Doch in Führung ging Real durch Vinicius Junior nach einem - wie es die spanische Zeitung "Marca" nannte – "stratosphärischen Pass" des Ex-Bayern Toni Kroos. Nach der Pause drehten Leroy Sané und Harry Kane via Foulelfmeter die Partie. Aber in der Schlussphase schlug ein effizientes Real ebenfalls vom Punkt zurück, Vinicius Junior markierte einen Doppelpack.

Kim "zu gierig"

"Real hat das schon mit anderen Teams gemacht", sagte Tuchel zu Reals Effektivität. "Wir haben die erste Hälfte verloren und die zweite gewonnen. Wir hätten ein drittes Tor erzielen müssen, aber wir waren nicht effizient genug. Dann haben wir ihnen einen Elfmeter geschenkt", bedauerte der zum Saisonende scheidende FCB-Coach. Einen Tadel gab es für Verteidiger Kim Min-jae, der bei beiden Real-Treffern nicht gut aussah. "Er war zweimal zu gierig", rügte Tuchel den Südkoreaner.

Real-Coach Carlo Ancelotti bemängelte die Intensität und die Einstellung seiner Mannschaft. "Wir haben zu wenig gepresst. Das Gefühl war, dass wir uns wohlfühlen, aber es hat uns an Intensität gefehlt. Wir waren 'soft'!", meinte der 64-jährige Italiener. "Das Ergebnis ist gut, aber auf spielerischer Ebene hätten wir es besser machen können. Bayern hat seine beste Version gezeigt und wir nicht. Wir müssen uns verbessern für nächste Woche", so Ancelotti.

Enttäuschung und Überzeugung

Gemischte Gefühle gab es auch bei Bayern-Star Kane, der seinen 43. Treffer im 43. Pflichtspiel erzielte. "Das erste Gefühl nach einer Führung ist natürlich zunächst Enttäuschung", sagte der Engländer nach dem verpassten Heimsieg. Das wichtigste sei aber, "wie wir als Team aufgetreten sind", nämlich auf Augenhöhe mit Real. Nun warte eine schwere Aufgabe. "Real Madrid auswärts wird schwer, aber wir müssen mit voller Überzeugung dorthin fahren und den Sieg wollen." Dem pflichtete ÖFB-Teamspieler Konrad Laimer, der durchspielte und , bei. "Wir wissen, was wir können, und wir müssen in Madrid noch mal eine Schippe drauflegen. Wenn man im Halbfinale ist, will man auch ins Finale."

Für Tuchel ist die Retourpartie "immer noch ein Fifty-fifty-Spiel". "Wir haben 90 Minuten, 120 Minuten, vielleicht ein Elfmeterschießen. Das Ziel ist klar, wir müssen gewinnen." Ähnlich sah das auch Ancelotti: "Es ist noch nichts entschieden." Man sei bereit, erneut zu leiden, "aber in einer Atmosphäre, die wir sehr gut kennen. Die Fans werden uns helfen".

Das Ticket für das Endspiel am 1. Juni im Londoner Wembley-Stadion wird am nächsten Mittwoch (21.00 Uhr) vergeben. Die französische Zeitung "Le Parisien" sprach von einem Rendezvous, "für das es sich lohnt, sich den Abend freizuhalten". (APA, 1.5.2024)