Kleiner Realitätscheck: Leitkultur, Schnitzel, aber auch Reduktion der Arbeitszeit sind keine Themen, die den Österreichern unter den Nägeln brennen. Nach einer Umfrage des Market-Instituts für den STANDARD liegen die Prioritäten ganz woanders: 82 Prozent halten ein besseres Gesundheitssystem für ein dringendes Anliegen, 78 Prozent ein besseres Bildungssystem, 70 Prozent sind für bessere Korruptionsbekämpfung, 75 Prozent für eine Reduktion der hohen Preise, 70 Prozent gegen die Energiekosten.

Gerade das Bildungsthema beschäftigt in Österreich viele Menschen sehr.
Heribert Corn

Es sind die unmittelbaren, alltagsrelevanten Brot-und-Butter-Themen, die den Österreicherinnen und Österreichern am ehesten am Herzen liegen. Daneben ist die hohe Zustimmung zur Beibehaltung der Neutralität (72 Prozent, für einen Nato-Beitritt nur 15 Prozent) auffällig. Ja, und für einen Austritt aus der EU sind 22 Prozent, was nicht ganz wenig ist, aber jedenfalls kein Thema, mit dem man breit punkten kann. Gegen Zuwanderung sind 51 Prozent, eine knappe, aber keineswegs überwältigende absolute Mehrheit.

Aber es gibt auch "progressive" Anliegen, die auf relativ hohe Mehrheiten stoßen: Gegen den Bodenverbrauch, die Verbauung sind 67 Prozent, gegen die Benachteiligung von Frauen 66 Prozent, gegen den Rechtsextremismus 60 Prozent. Immerhin noch 47 Prozent sind für ein Recht auf kostenlose Abtreibungen.

Kann es sein, dass die Politik in ihrer Ausrichtung zum Teil auf falsche Prioritäten setzt? (Hans Rauscher, 13.5.2024)