Neue KI-Sprachmodelle poppen ja inzwischen praktisch im Wochentakt auf. Da wären etwa Gemini von Google, Llama von Facebook oder Claude von Anthropic. Auch der europäische Entwickler Mistral will mit seinen Mixtral-Modellen den Large Language Models von OpenAI Konkurrenz machen.

Denn dessen GPT-4 führt die Ranglisten der leistungsfähigsten Modelle immer noch an. Getestet werden diese mithilfe spezieller Tests, die etwa das Wissen oder die Argumentationsfähigkeit der Software abfragen. Auf der Plattform LMSys lassen sich die Fähigkeiten von Sprachmodellen in einer virtuellen Arena direkt miteinander vergleichen.

KI-generiertes Bild eines Roboters, der eine Zeitung hält
Dieses Bild wurde mit der KI Midjourney erstellt. Der Prompt lautete: "illustration of a friendly looking robot, presenting newspapers, looking at the camera. --ar 3:2".
Midjourney/Der Standard

Unbekannter Urheber

Dort ist kürzlich ein Modell mit dem Namen gpt2-chatbot aufgetaucht, das die KI-Community überraschte. Denn es zeigt laut Usern, welche die Software getestet haben, Fähigkeiten, die teilweise an die Spitzenreiter unter den Sprachmodellen, also GPT-4 und Claude 3 Opus, herankommen. Allerdings ist bisher unklar, wer hinter dem Modell steckt.

Die Namensgebung deutet natürlich darauf hin, dass es aus der OpenAI-Sphäre kommen könnte. Tatsächlich gibt es bereits ein Sprachmodell mit dem Namen GPT-2 (allerdings mit Bindestrich), das OpenAI bereits 2019 veröffentlicht hatte.

Auch wenn es wegbereitend für die späteren Modelle war: Fünf Jahre sind in KI-Maßstäben eine lange Zeit, mit aktuellen Modellen ist GPT-2 deshalb nicht vergleichbar. Vor allem war es nicht auf Konversationen ausgelegt, die der Namensvetter gpt2-chatbot nun souverän zu meistern scheint.

Optimiertes Modell von 2019

Einige vermuten daher, dass hier jemand das alte GPT-2-Modell neu trainiert oder auf eine andere Art optimiert hat. Denn im Gegensatz zu seinen Nachfolgern GPT-3 und 4 war das GPT-2-Modell noch frei als Quellcode verfügbar. Es läuft also auch auf lokaler Hardware, ohne mit OpenAI kommunizieren (und es bezahlen) zu müssen. Das lässt auch Spielraum für eigene Anpassungen.

Oder aber OpenAI steckt selbst hinter dem mysteriösen Modell. Einige vermuten etwa, dass es sich um einen öffentlichen Test von GPT-4.5 oder GPT-5 unter falschem Namen handeln könnte. Auch das ominöse OpenAI-Projekt Q*, im Rahmen dessen OpenAI die Leistungsfähigkeit seiner Modelle enorm steigern will, wird von einigen ins Spiel gebracht.

OpenAI-Chef Sam Altman äußerte sich am Dienstag auf der Kurznachrichten-Plattform X kryptisch zu dem neuen KI-Modell. "Ich habe eine Schwäche für gpt2", postet er dort. Am Mittwoch wollte er bei einer öffentlichen Fragerunde an der Universität Harvard nicht viel mehr sagen, als dass gpt2-chat nicht GPT-4.5 sei.

KI-Videos mit menschlicher Hilfe

Neben den Sprachmodellen arbeitet OpenAI ja auch an der Text-zu-Video-KI Sora, die bereits vor einigen Monaten für Aufsehen gesorgt hat. Die Software soll in der Lage sein, Geschichten als Video darzustellen – einfach aus einer Textbeschreibung heraus. Doch nun kommt heraus, dass einem vielbeachteten Demovideo von Sora kräftig nachgeholfen werden musste.

Wie das Produktionsstudio Shy Kids nun verriet, wurde der virale Clip "Air Head" von OpenAI ohne Hinweis auf erhebliche menschliche Nachbearbeitung als KI-Werk dargestellt. In Wahrheit mussten die Filmemacher Soras Ausgabe massiv optimieren: Von falsch kolorierten Ballons über Gruselvisagen im Kopf des Protagonisten bis hin zu ungewollten Zeitlupen-Effekten – überall hatte das Team Menschenhand anlegen müssen.

KI-Pfarrer wurde des Amtes enthoben

Auch die katholische Lobbyorganisation Catholic Answers musste kürzlich eine KI-Blamage einstecken. Denn User brachten einen virtuellen Pfarrer, dem man über das Mikrofon Fragen stellen konnte, schnell aus dem Konzept. So empfahl Father Justin etwa, Babys in Energydrinks zu taufen, und bezeichnete Selbstbefriedigung als "schwere moralische Störung".

Als die skurrile Schöpfung für Aufregung sorgte, musste die katholische Organisation den KI-Pfarrer nach nur wenigen Tagen wieder seines Amtes entheben. Justin tritt seither nur noch als "Laientheologe" ohne Priestergewand auf und darf keine kirchlichen Rituale mehr anbieten. (Philip Pramer, 4.5.2024)