Nach den Privatsendern haben auch die Verleger mit Kritik auf das Bewerbungskonzept von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz reagiert. Die darin enthaltenen Forderungen lassen nach Ansicht des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ) "für den österreichischen Gebühren- und Steuerzahler wie auch für die gesamte Medienbranche Schlimmstes befürchten", wie es in einer Mitteilung hieß.

Die von Wrabetz aufgestellten Forderungen über eine Ausdehnung der Werbezeiten, eine Lockerung der Werbebeschränkungen, eine Steigerung der Programmentgelte, eine Lockerung der Onlinebeschränkungen und eine dauerhafte Gebührenrefundierung "bedeuten nichts anderes als das Infragestellen des dualen Mediensystems in Österreich", kritisierte VÖZ-Präsident und "WirtschaftsBlatt"-Vorstandschef Hans Gasser. "Zehn Jahre nach Einführung des Privatfernsehens, 13 Jahre nach der österreichweiten Zulassung von privatem Hörfunk sollte man meinen, dass eine faire Koexistenz von öffentlich-rechtlichen Anbietern und privaten Anbietern möglich sein sollte. Dies wird durch den neuen Kurs der ORF-Führung infrage gestellt", sagte er.

Der europaweite Trend in der Medienbranche und beim Öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Speziellen verläuft aus Sicht des VÖZ "völlig diametral" zu den Forderungen Wrabetz'. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten seien geringere Budgets, Einsparungen, sowie der Verzicht auf Werbeeinnahmen der Öffentlich-rechtlichen ein Gebot der Stunde.

"Nicht nur, dass das ganze Prozedere rund um die ORF-Wahl zur politischen Farce mutiert, so ist der ORF-Generaldirektor offensichtlich bemüht, einen weiteren absurden Kontrapunkt zu setzen", wetterte Gasser. "Vor allem die Onlinebeschränkungen, denen er selbst zugestimmt hat, wieder auszuweiten, stellt eine nicht nachvollziehbare Handlung dar."

Die Bewerbung enthalte "faktisch keinerlei Programmideen", der Gebührenzahler werde jedoch zur Kasse gebeten, so der VÖZ-Präsident. "Ich darf Generaldirektor Wrabetz empfehlen, sich bei seiner Bewerbung an das ORF-Gesetz zu halten und sich nicht als Gesetzloser zu üben." (APA)