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Pünktlich hat die Rakete vom Typ "Langer Marsch" mit dem Raumschiff "Shenzhou 8" an Bord ihre Reise in den Orbit angetreten.

Foto: Xinhua, Li Gang/AP/dapd

Peking - Der Start des chinesischen Raumschiffs "Shenzhou 8" ist in der Nacht auf Dienstag erfolgreich verlaufen. Eine Rakete vom Typ "Langer Marsch 2F" brachte das "Magische Schiff" Dienstagfrüh Ortszeit vom Raumfahrtbahnhof Jiuquan in der Wüste Gobi aus in eine Umlaufbahn. Nach 20 Minuten erreichte das unbemannte Raumschiff seine vorgesehene Geschwindigkeit.

Es jagte damit knapp 10.000 Kilometer hinter dem Weltraummodul "Tiangong 1" her - in den nächsten zwei Tagen soll ein Rendezvous im All versucht werden. Das erste chinesische Andockmanöver ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum geplanten Bau einer Raumstation bis 2020. Die Flugkontrolle verkündete den "vollen Erfolg", nachdem die Sonnensegel problemlos ausgeklappt werden konnten.

Schwieriges Manöver

Hauptzweck des 17-tägigen Fluges ist das Rendezvous im All. Das "Magische Schiff" soll - vom Boden aus ferngesteuert - in 343 Kilometern Höhe an das Raummodul ankoppeln. "Es ist ziemlich schwierig und riskant", sagte die Sprecherin des Raumfahrtprogramms, Wu Ping. Im nächsten Jahr sind zwei weitere Flüge geplant. Mindestens einer wird bemannt sein. Dann sollen erstmals Astronauten, darunter möglicherweise zwei Frauen, den "Himmelspalast" für längere Zeit wie eine Mini-Raumstation bewohnen.

China hinkt gleichwohl noch weit hinter anderen Raumfahrtnationen her. Das erste Andockmanöver hatte 1966 das amerikanische Raumschiff "Gemini 8" absolviert. Mit einem Erfolg von "Shenzhou 8" würde China allerdings zu den USA und Russland aufschließen. "Andocken ist schwierig, weil es präzise Kontrolle der Position und der Geschwindigkeit erfordert", sagte der australische Experte Morris Jones. "Wenn es jetzt klappt, wird es beim nächsten Mal einfacher, weil sich die Technologie bewährt hat."

Chinas "Alleinherrschaft" im All

Mit acht Tonnen ist die Testplattform "Tiangong 1" viel kleiner als etwa das US-Raumlabor "Skylab" von 1973 mit 80 Tonnen. Chinas künftige Raumstation soll rund 60 Tonnen umfassen. Nach dem Auslaufen der Internationalen Raumstation ISS bis 2020 wäre China dann das einzige Land, das eine ständige Präsenz im Weltall hat.

"Shenzhou 8" und "Tiangong 1" seien vor allem technologische Testflüge, sagte der Astrophysiker Sun Kwok von der Universität Hongkong. "Ihr Ziel ist, unabhängige Raumfahrttechnologien in einer unteren Erdumlaufbahn zu testen." Wenn demnächst Astronauten mit von der Partie sind, werde es gefährlicher. "Bemannte Flüge haben immer ein besonderes Risiko", sagte Kwok. "Die Chinesen wollen wahrscheinlich in kleinen Schritten vorgehen, um jeweils ein paar Technologien zu testen."

An Bord ist auch eine deutsche Experimentieranlage, die eine neue Kooperation zwischen Deutschland und China einläutet. Damit arbeitet China bei seinen "Shenzhou"-Missionen weltweit erstmals mit einem anderen Staat zusammen. Mit der deutschen "Simbox"-Apparatur sollen während des Fluges insgesamt 17 biomedizinische Experimente zur Schwerelosigkeit vorgenommen werden.

Dabei werden die mitfliegenden Pflanzen, Fadenwürmer, Bakterien und menschlichen Krebszellen fast drei Wochen lang der Schwerelosigkeit und der Strahlung des Weltraums ausgesetzt. Davon erhoffen sich die an den Experimenten beteiligten deutschen und chinesischen Wissenschafter Aufschluss darüber, wie Pflanzen, Mikroorganismen und Zellen des menschlichen Immun- und Nervensystems die Schwerkraft wahrnehmen und wie sie auf deren Wegfall reagieren. (red/APA)