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Am Tag nach dem Mord steht die Freundin des toten Rockers schon wieder im Puff. "Ist doch besser als zu Hause rumhängen." Kommissar Bukow (Charly Hübner): "Wenigstens trägste Schwarz." Dann lächeln sie, die Rockerbraut und der Bulle.

Das war die Masche im Rostocker "Polizeiruf 110", "Stillschweigen", am Sonntag: nebeliges Mordwetter und maulfaules Personal mit trocken-unsentimentalem Humor. Geredet wird im Zweifelsfall eher nicht. Erst recht nicht mit der Polizei - ermitteln Kommissar Bukow und LKA-Kommissarin König (Anneke Kim Sarnau) doch im Rockermilieu. In einem aus dem Lehrbuch sogar: Frauen tragen zu enge Lederminis, man hört Hardrock, cholerische Alphamänner werfen mit Bierflaschen.

Als taffe Expertin ist die ermittelnde Anneke Kim Sarnau eine Schau: Gegen die männliche Übermacht sowohl im Präsidium als auch bei den harten Bikern bleibt sie souverän-charmant. Was die von ihr denken - ihr doch wurscht.

Leider Gottes nur schnallt die Geschichte dann völlig ab: Kronzeuge und Kommissarin spielen in einer abgelegenen Ferienwohnung hirnrissige Psychospielchen, machen ein bisschen auf menschlicher Lügendetektor und ziehen sich gegenseitig ihre traumatische Vergangenheit (Kinderheim, keine Wurzeln) aus der Nase.

Die Frau des Rockerchefs ist vom Ermordeten schwanger, eigentlich aber doch vom Kronzeugen, der praktischerweise dann auch gleich der Mörder ist. Dazwischen wechseln Rocker die Banden, werden Koksdeals abgewickelt und Polizisten entführt. Und Kommissarin König hört Stimmen aus ihrer Kindheit. Das mag schon alles so sein. Nur für neunzig Minuten ist es einfach zu viel. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 2.10.2012)