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Die Magersucht zählt zu den schwersten Krankheiten, die die Psychiatrie kennt.

Wien - Die Interaktion von elterlichem Erziehungsstil und genetischer Veranlagung sind laut einer neuen Studie wesentliche Faktoren für die Entstehung von Magersucht. Dafür wurden 128 Schwesternpaare aus Wien, London und Barcelona untersucht, wobei jeweils eine Schwester gesund ist, bei der anderen eine Anorexia nervosa ausgebrochen war.

Die Forscher - unter ihnen Andreas Karwautz und sein Team von der MedUni Wien - fanden heraus, dass Stressfaktoren wie belastende Lebensereignisse, zwischenmenschlichen Probleme oder körperbezogene spöttische Kommentare in Kombination mit einer genetischen Mutation Ursachen für die Krankheit sind. Bei Studienteilnehmerinnen ohne diese genetische Veränderung beim Serotonintransport zeigte sich kein steigendes Anorexie-Risiko aufgrund eines ungünstigen Erziehungsstils. Länderspezifisch wurden keine Unterschiede beobachtet.

Erkenntnis für Therapie und Beratung

Aus vorangegangenen Untersuchungen war bekannt, dass diejenigen Personen von schwerer Depression betroffen sind, bei denen neben starken psychosozialen Belastungen auch solche genetische Mutationen vorliegen. Karwautz verfolgte diesen Ansatz und integrierte die biologischen und psychosozialen Faktoren im Rahmen der internationalen Multicenterstudie zur Magersucht. Dabei wies er die Wirksamkeit einer Interaktion, wie sie für depressive Störungen bekannt war, auch für die Magersucht nach. "Das ist eine wichtige Erkenntnis für Therapie und Beratung", sagte Studienleiter Karwautz.

Die Magersucht zählt zu den schwersten Krankheiten, die die Psychiatrie kennt. Ihre Mortalität ist doppelt so hoch wie die bei schwerer depressiver Störung. Zu 95 Prozent sind weibliche Jugendliche betroffen, etwa 100 bis 140 Neuerkrankte werden jährlich allein in Wien registriert. (APA)