Die Genossinnen und Genossen haben Blut geleckt. Zumindest viele davon. Zwar hat sich die SPÖ bei der Vorsitzwahl rund um Andreas Babler nicht nur mit Ruhm bekleckert, aber es war ein lohnenswerter Versuch, ihre Basis an einer wichtigen Entscheidung teilhaben zu lassen – auch wenn der Sieger erst auf dem Parteitag gekürt wurde. Das hat der SPÖ viele neue Mitglieder beschert. Diesem Gedanken sollte die Partei treu bleiben, um sie nicht wieder zu vergraulen.

Sollte mehr direkte Mitsprache ermöglichen: SPÖ-Chef Andreas Babler.
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Die steirischen Roten gehen einen Schritt weiter und lassen ihre Mitglieder den Landvorsitzenden künftig direkt wählen. Selbiges schlägt Babler für die SPÖ im Bund vor.

Es gibt Gründe, die stattdessen für ein repräsentatives System sprechen, in dem ausschließlich Parteifunktionäre ihre Führung wählen. Es ist stabiler, bietet schlicht weniger Chancen, dass sich Egomanen mit ihren Ellbogen und mit Show durchsetzen, wie es ein ehemaliger Roter einmal ausdrückte. Das ist die Position der Wiener Genossen.

Aber die SPÖ wäre gut beraten, anders zu entscheiden. Denn dieses System ist auch starr, mäßig einladend und etwas aus der Zeit gefallen. Es ist sicherlich ein Mitgrund für den Mitgliederschwund der SPÖ in den vergangenen Jahren. Gerade junge Menschen wollen sich einbringen, eine Partei mitgestalten. Es reicht ihnen nicht, bloß ihren Mitgliedsbeitrag zu zahlen und alle paar Jahre Flyer auf Wahlkämpfen zu verteilen. Sie wollen mehr. Die SPÖ muss ihnen nur vertrauen. (Jan Michael Marchart, 6.7.2023)