Nüchtern, in Schwarz und Weiß gekleidet, erörtern die Männer mit großem Ernst die Frage der Prädestination: Hat Gott von Anfang an jene (wenigen) auserwählt, die in Christus gerettet werden, und allen anderen der ewigen Verdammnis überantwortet? Feierlich sitzen die Gelehrten um einen Tisch herum, auf dem jene Bücher liegen, die sie diesem Thema gewidmet haben. Johannes Calvin selbst, in die Lektüre vertieft, führt den Vorsitz über die ehrenvolle Versammlung.

Ausstellungsraum vor der Umgestaltung im Internationalen Reformationsmuseums in Genf.
Ovidiu Olar

So weit ist nichts Ungewöhnliches an dieser feinsinnigen Inszenierung, die das Internationale Reformationsmuseums in Genf seinen Besuchern bietet. Doch links vom großen Reformator wirkt ein Teilnehmer gleichsam fehl am Platze. Mit langem Bart, prächtig gekleidet, einer Krone auf dem Haupt, scheint diese braunäugige Gestalt einer anderen Welt entsprungen zu sein. Eine lateinische Inschrift verrät ihre Identität: Kyrillos Lukaris, Patriarch von Konstantinopel, gemalt im Jahr 1632 im Alter von 62 Jahren.

Sein Glaubensbekenntnis in griechischer und lateinischer Sprache, das 1633 in Genf veröffentlicht wurde, rechtfertigt seine Anwesenheit im Kreise der bedeutendsten reformierten Theologen, wie auf dem Bild der Ausstellung zu sehen ist: "Wir glauben, dass der unendlich gute Gott seine Auserwählten vor der Schaffung der Welt zur Herrlichkeit vorherbestimmt hat, ungeachtet ihrer Taten ..."

Ein "calvinistischer" Patriarch von Konstantinopel?! Ja, antworteten einige. Unmöglich, protestierten andere. Er ist ein Ketzer, urteilten die einen. Er ist ein Heiliger, erklärten andere. Drei Synoden – in Konstantinopel 1638 und 1642, in Jerusalem 1672 – haben den orthodoxen Kirchenfürsten (das tat die Synode von 1638) und das ihm zugeschriebene Bekenntnis (das taten alle drei Kirchenversammlungen) verdammt. Dennoch hat ihn das orthodoxe Patriarchat von Alexandria vor wenigen Jahren heiliggesprochen: Seit 2009 wird der Heilige Kyrillos Lukaris am 27. Juni gefeiert, jenem Tag, an dem er einst von einem osmanischen Henker erdrosselt worden war. Im Januar 2022 beschloss auch das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel, das den Ehrenvorrang unter allen orthodoxen Kirchen genießt, Lukaris als Märtyrer in die Liste der Heiligen der orthodoxen Kirche aufzunehmen.

Märtyrer des rechten Glaubens oder doch andersgläubig? Ein gewiefter Politiker, der den Protestanten nur sagte, was sie hören wollten, um die finanzielle und politische Unterstützung zu erhalten, die er brauchte, um dem übermächtigen Druck der römischen Kirche zu begegnen, die von den Orthodoxen die Anerkennung des Papstes im Rahmen einer Kirchenunion verlangte? Oder, im Gegenteil, ein Opportunist, der aus eigennützigen Gründen bereit war, das Heil jener Gläubigen zu riskieren, für die er verantwortlich war? Ein Konsens in der historischen Bewertung des Patriarchen war und bleibt angesichts der Brisanz der Streitfragen noch heute kaum möglich. Eines ist jedoch sicher: Lukaris ist eine bedeutende Gestalt des östlichen Christentums. Das Musée international de la Réforme wurde inzwischen renoviert, und das Porträt befindet sich in jenem Raum, der der Ausbreitung der Reformation gewidmet ist.

Die Persönlichkeit des Patriarchen

Kyrillos Lukaris wurde 1572 auf der damals venezianischen Insel Kreta geboren und war ein Produkt der kretischen "Renaissance" und der Liberalität der Venezianischen Republik. Er wurde in Venedig und Padua ausgebildet, trat in den Mönchstand ein und wurde kurz nach seinem Studienabschluss zum Priester geweiht. Der junge Mann stieg schnell zum Vertrauten des Patriarchen von Alexandria auf und vertrat ihn in Polen zur Zeit der für die osteuropäischen Religionsgeschichte so bedeutenden Union von Brest (1596), die die Unterstellung der orthodoxen Kirche des Landes und die römisch-katholische besiegelte. 1601 folgte Lukaris selbst auf dem Patriarchen-Thron von Alexandria.

Anfänglich zeigte er sich offen für den Dialog mit Rom; im Herbst 1608 erkannte er sogar den päpstlichen Primat an. Allmählich änderte sich jedoch seine Haltung. Der Patriarch polemisierte mit "päpstlichen" Missionaren, begann, Abhandlungen über reformierte Theologie zu lesen, freundete sich mit dem diplomatischen Vertreter der reformierten Niederlande an der Hohen Pforte (dem Sultanspalast in Konstantinopel) an, korrespondierte mit einem arminianischen (Reformierte, die die strenge Prädestinationslehre Calvins ablehnten) Pfarrer und einem anglikanischen Erzbischof, prangerte die "Perfidie der jesuitischen Missionare" an, verurteilte die "päpstliche Tyrannei" und verfasste eine Abhandlung gegen die Juden, um zu betonen, dass die Lehren seiner Kirche orthodox seien.

Im Krieg mit Rom

Die Korrespondenz von Lukaris offenbart das Hauptmotiv für diese Haltung: Der Patriarch wollte die Irrtümer des östlichen Christentums korrigieren, der "Dunkelheit des Aberglaubens das Licht des Evangeliums" entgegensetzen, mit einem Wort, seine Kirche "reformieren". Er war sich der Schwierigkeiten bewusst – "Gott weiß, dass dies unmöglich ist", meinte er mit Blick auf die Reformfähigkeit der orthodoxen Kirche –, war aber dennoch oder gerade deswegen sehr motiviert.

Seine Kirche, so Lukaris, sei die wahre Kirche, die einzige, die den überlieferten Glauben bewahrt habe, die einzige, die bereit sei, sich für den richtigen Glauben zu opfern. Aber diese Kirche müsse das päpstliche "Joch" abschütteln, den "Antichristen" in Rom vertreiben, die Sünden, die zum Fall von Konstantinopel (1453) geführt hätten, bereuen und ihnen abschwören, in Bildung investieren. Kurzum, die Orthodoxen mussten ihre Identität (wieder)entdecken. Um über Orthodoxie zu sprechen, müsse man wissen, was Orthodoxie denn sei.

Zu diesem Zweck unterstützte Lukaris nach seiner Ernennung zum Patriarchen von Konstantinopel im Jahr 1620 die Gründung einer griechischen Druckerei in der Hauptstadt des Osmanischen Reiches, baute die Große Patriarchatsschule um und engagierte sich für den Aufbau eines gegen die katholischen Mächte Habsburg und Polen gerichteten Militärbündnisses zwischen dem Osmanischen Reich, Moskau und den protestantischen Staaten in Europa. Erzürnt über diese gefährliche Abweichung vom Heilsweg, bezeichneten Rom und die katholischen Mächte ihn als "Sohn der Finsternis und der Hölle", der die Kirche "vergiften" wolle, und erklärten ihm den Krieg.

Im Januar 1628 führten Intrigen von Jesuitenmissionaren und des französischen Botschafters an der Pforte zur Beschlagnahmung der griechischen Druckerpresse. Im Gegenzug knüpfte Lukaris enge Beziehungen zum niederländischen Gesandten und dessen Kaplan. 1629 verfasste er ein lateinisches Bekenntnis, in dem er die Unstimmigkeiten zwischen seiner Kirche und der Kirche von Rom hervorhob und die Gemeinsamkeiten zwischen der Ostkirche und den reformierten Kirchen betonte. Im selben Jahr wurde mit dem Segen des Patriarchen die Übersetzung des Neuen Testaments aus dem Altgriechischen in "einfaches" Griechisch, das dem im 17. Jahrhundert gesprochenen Griechisch nahestand, in Angriff genommen.

Sturz und Hinrichtung

Das kurze Glaubensbekenntnis hatte in ganz Europa Aufsehen erregt. Die Veröffentlichung einer erweiterten griechischen Fassung im Jahr 1633 vertiefte die Kluft zwischen den Anhängern des Autors und seinen Gegnern schließlich unwiderruflich. Im Gefolge des Dreißigjährigen Krieges hatten sich die konfessionellen Gegensätze verhärtet. Im Sommer 1638 wurde Lukaris beim Sultan denunziert, weil er die Kosaken zum Angriff auf die osmanische Festung Azow angestiftet haben soll. Der Patriarch wurde seines Amtes enthoben und in den Kerker geworfen. Dort wurde er erdrosselt, sein Leichnam wurde ins Meer geworfen.

Die Folgen von Lukaris' Sturz waren schwerwiegend. Die Ämterkäuflichkeit in der Kirche erreichte bis anhin ungekannte Ausmaße und belastete die Finanzen der Kirche schwer. Zudem eskalierten die Konflikte zwischen den Fraktionen in der Kirche: Lukaris wurde von seinem Nachfolger exkommuniziert, woraufhin sich die Orthodoxen Kretas, der Heimatinsel des hingerichteten Patriarchen, weigerten, den neuen Patriarchen anzuerkennen.

Langfristig gesehen erwies sich Lukaris' Amtszeit für die orthodoxe Kirche jedoch als vorteilhaft. Auf institutioneller Ebene stärkte seine Politik der harten Hand die Vorrechte des Ökumenischen Patriarchats innerhalb des Osmanischen Reiches. In dogmatischer Hinsicht zwangen seine öffentlich geäußerten Ansichten das östliche Christentum dazu, sich klarer zu definieren: Durch den Kampf gegen den "Ketzer" und dessen Anhänger trugen griechische Theologen und Patriarchen entscheidend zum Aufbau der "modernen" Orthodoxie bei. Andererseits rückte durch das Wirken von Lukaris der christliche Osten wieder in den Blickpunkt westlicher Gelehrter.

Zwischen Religion und Politik

Reformvorhaben waren der orthodoxen Welt nicht grundsätzlich fremd. Einige ihrer Vertreter kamen, wenn auch selten, auf der Grundlage ihrer eigenen Überlegungen zu ähnlichen Schlussfolgerungen wie ihre protestantischen Kollegen: Die Kirche müsse zu den apostolischen Prinzipien zurückkehren. Lukaris war einer von ihnen. Aufgrund seiner ungewöhnlichen Beziehungen zur reformierten Welt zeigt sein Beispiel überdies, wie wichtig der Kontakt zwischen Protestantismus und Orthodoxie tatsächlich war. Das Thema ist heute freilich noch sehr heikel, wie die widersprüchlichen Reaktionen auf die Heiligsprechung von Lukaris durch das Ökumenische Patriarchat im Januar 2022 zeigen. Die Beziehung zwischen Religion und Politik kann und sollte daher kritisch und möglichst unvoreingenommen untersucht werden. (Ovidiu Olar, 28.9.2023)