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Der Standort am Heldenplatz wird Schauplatz der fünfjährigen Jubiläumsfeier des hdgö werden.

Seinen fünften Geburtstag feiert das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) ab morgen, Mittwoch, mit fünf Tagen freiem Eintritt und einem vielfältigen Programm samt Blicken hinter die Kulissen noch an seinem alten Standort in der Neuen Burg am Heldenplatz, seinen zehnten Geburtstag soll das Zeitgeschichtemuseum dann bereits am neuen Sitz im Museumsquartier begehen. Was die Politik gestern verkündet habe, sei "ein Geburtstagsgeschenk" gewesen, sagte Johanna Rachinger heute.

Für die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB), in deren Struktur das hdgö nach der einstigen "Kompromisslösung" (Rachinger) für die Standortwahl eingebunden wurde, hat das Museum nun "eine gute Perspektive für die Zukunft". Diese muss, so Rachinger am Dienstag bei einem Pressegespräch auf Nachfrage, nicht notwendiger Weise auch über 2028 hinaus unter den Fittichen der ÖNB liegen. Bei der Etablierung des neuen Museums und im Betrieb der räumlich benachbarten, aber inhaltlich autonomen Institution habe es viele Synergien gegeben, und auch für die kommenden Jahre am alten Standort mache die Beibehaltung der Anbindung "durchaus Sinn", "aber dann sollte man sich auf jeden Fall nochmals anschauen, ob nicht die Zeit gekommen ist, dafür ein eigenes Bundesmuseum zu schaffen": "Vonseiten der Österreichischen Nationalbibliothek haben wir nicht den Anspruch, dass das hdgö bei uns bleiben muss."

Fortbestand sei eine "Auszeichnung"

Monika Sommer, die Gründungsdirektorin des hdgö, nannte das Bekenntnis der Politik zum Fortbestand des Museums "eine Auszeichnung" ("Es hätte auch alles ganz anders kommen können") und die Standortentscheidung, bei deren Bekanntgabe sie gestern krankheitsbedingt gefehlt habe, etwas, mit dem man "rosig in die Zukunft schauen" könne. Sie ließ auf Nachfrage aber durchblicken, in die Entscheidung nicht eingebunden gewesen zu sein. Es sei "eine politische Entscheidung" gewesen, die Machbarkeitsstudie, die Grünes Licht für den Standort Museumsquartier gegeben habe, sei eine rein bauliche Studie gewesen, die museologische Aspekte nicht berücksichtigt habe. Ab jetzt werde man "freudig" ein museologisches Konzept erarbeiten. "Die Vorarbeiten müssen sofort beginnen." Denn die Zeit dränge.

Laut Politik soll bereits Anfang 2024 ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden. Dessen Grundlage müsse jedoch ein museologisches Konzept sein, sagte Sommer: "Im Zentrum stehen die Inhalte, denen muss die Architektur folgen." Das Gebäude biete viele Chancen und sei eine gute Grundlage für die künftige Arbeit, "aber es braucht noch eine gewisse Fantasie, wie dort ein Museumsbetrieb reibungslos funktionieren kann", sagte die hdgö-Chefin, die überdies betonte: "Wichtig ist die Sichtbarkeit."

3.206 Objekte in der Sammlung

Der Altan an der Neuen Burg, von dem aus Adolf Hitler 1938 seine berüchtigte Heldenplatz-Rede gehalten hat, wird künftig nicht mehr in einem räumlichen Zusammenhang mit dem hdgö stehen. Bisher waren die Bemühungen, den "Hitlerbalkon" als Gedenkort zu etablieren, nicht von Erfolg gekrönt, "das ist und bleibt aber eine Herausforderung, der sich die Republik zu stellen hat, auch im Hinblick auf das 80-Jahr-Jubiläum 2025", meinte Sommer und zeigte sich "zutiefst überzeugt davon, dass die Republik einen anderen Umfang mit diesem Ort finden muss, ganz unabhängig vom Standort des Haus der Geschichte Österreich". Man sei aber noch fünf Jahre in der Neuen Burg und werden noch viele Aktivitäten setzen - "da gehört der sogenannte Hitler-Balkon dazu". Sommers aktueller Vertrag läuft nach eigenen Angaben übrigens bis Mitte Februar 2027.

Am jetzigen Standort habe man in den ersten fünf Jahren 311.108 Besucher vor Ort begrüßen können, mehr als ein Drittel davon (und damit deutlich mehr als die ursprünglichen Erwartungen) seien internationale Gäste gewesen, 57.038 der Besucher waren unter 19 Jahre alt. In der Hauptausstellung seien derzeit 2.172 Objekte zu sehen, in der von Null auf aufgebauten Sammlung befänden sich 3.206 Objekte, so Sommer, die am Dienstag von ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher ein neues, großes Zeitgeschichteobjekt übernahm: Ein "ZiB"-Tisch, an dem auch Thurnher selbst früher viele prominente Gäste interviewte.

Fünf Tage freier Eintritt

Das hdgö und der ORF hätten "eine symbiotische Verbindung", sagte Thurnher, ideell sei man dicht verwoben. Und nicht zuletzt ist eine der hdgö-Ausstellungen 2024 (ab 4. Oktober) dem Thema "100 Jahre Radio" gewidmet. Vorher, nämlich ab 14. März, heißt es: "Holidays in Austria. Ein Urlaubsland erfindet sich neu". Dabei werden anhand von Fotoalben eines britischen Paares Einblicke in den Neuanfang des österreichischen Tourismus in den 1950er-Jahren gewährt.

Von Mittwoch bis Sonntag (15.-19. November) gibt es aber nun ein fünftägiges Geburtstagsprogramm bei freiem Eintritt. Jeweils von 10 bis 21 Uhr ist das Haus geöffnet und bietet etwa jeweils um 12.30 Uhr 25-minütige "Geschichtehäppchen", um 16 Uhr Familienführungen, um 17.30 Uhr Blicke hinter die Kulissen und um 19 Uhr Special Guests. Das hdgö sei diskursiv, offen, vielstimmig und zukunftsorientiert, reflektiert und selbstreflektiert, sagte Sommer. "Wir verstehen uns als eine Dienstleistungseinrichtung an der Gesellschaft." (APA, 14.11.2023)