Im Morgengrauen des 7. April 1939 marschierte ein eindrucksvolles italienisches Expeditionskorps aus über 20.000 Mann und Kriegsschiffen, taktisch unterstützt von den Luftstreitkräften, in Albanien ein. In kurzer Zeit hatte die italienische Armee das gesamte albanische Territorium besetzt. Während König Ahmet Zogu (1895 bis 1961) mit seiner Familie und einigen Getreuen ins Exil floh, landete der italienische Außenminister Galeazzo Ciano bereits am folgenden Tag, dem 8. April, in Tirana, um die Eroberung des Adriastaates und dessen Eingliederung in das faschistische Imperium zu bekräftigen.

Nach der Eroberung Äthiopiens im Mai 1936 und der entscheidenden militärischen Unterstützung, die er General Francisco Franco im spanischen Bürgerkrieg gegen die rechtmäßige Republik geboten hatte, dehnte Mussolini seinen Einflussbereich nun also auch auf den Balkan aus. In Anlehnung an die anderen Ufer des Mittelmeers, über die der italienische Faschismus die Kontrolle beanspruchte (die drei Küsten der Apenninenhalbinsel und die annektierte Kolonie Libyen), bezeichnete der Journalist Pio Bondioli Albanien als das "fünfte Ufer".

Beginn der Italianisierung

Jahrelang war Albanien eine Art Protektorat des faschistischen Italiens gewesen, doch war dies aus Sicht des auf weitere Expansion sinnenden Mussolinis noch nicht genug. Erst recht nicht in der besonderen geopolitischen Situation Südosteuropas, wo der politische und wirtschaftliche Druck auf die Region durch NS-Deutschland, einen für Italien schwer steuerbaren Verbündeten, immer stärker wurde. Nach der raschen militärischen Eroberung des Adrialands wollte der "Duce" sofort klarstellen, dass Italien auf der anderen Seite der Adria angekommen war, um dort zu bleiben, und ließ daher seine Befehlshaber wissen, dass das albanische Territorium zum Brückenkopf für neue Eroberungen werden sollte.

Ob die nächste Beute Jugoslawien oder Griechenland sein würde, war dem faschistischen Führer noch nicht klar, sicher war aber, dass Albanien, das sofort in das faschistische Reich integriert wurde, der ideale Ausgangspunkt für die Vorbereitung der italienischen Herrschaft über die Region sein würde. Gleichzeitig stellte die Eroberung des Adriastaates den italienischen Imperialismus vor eine Reihe großer Herausforderungen. Denn das Land war arm sowie wirtschaftlich und sozial rückständig, hatte eine vielschichtige religiöse Struktur (mit einer Vormachtstellung des Islam gegenüber Orthodoxie und Katholizismus) und wurde von einer zerstrittenen herrschenden Klasse geführt, die eifersüchtig über ihre eigenen Vorrechte wachte und stolz auf ihre familiären und kulturellen Bindungen an die osmanische Welt war.

Zeitungs-Ausschnitt
Überreichung der albanischen Krone an Vittorio Emanuele, Sonntagsbeilage des "Corriere della Sera", April 1939.
Foto: A. Basciani

Pseudo-Unabhängigkeit Albaniens

Formal blieb Albanien auch nach der italienischen Invasion unabhängig. In einer pompösen Zeremonie, die am 19. April 1939 im Quirinalspalast in Rom stattfand, überreichten albanische Notabeln dem italienischen König und Kaiser von Äthiopien Vittorio Emanuele III. die Krone Albaniens. In Tirana wurde eine albanische Regierung eingesetzt, die von einer Art Parlament mit vagen Befugnissen, dem Obersten Faschistischen Korporationsrat (Consiglio Superiore Corporativo Fascista), flankiert wurde.

Das eigentliche Machtzentrum blieb jedoch fest in den Händen der Italiener, und zwar in Form dreier Institutionen: der Statthalterschaft des Königs, des Unterstaatssekretariats für albanische Angelegenheiten, das im Außenministerium angesiedelt war und seinen Sitz in Rom hatte, und schließlich der auf ausdrücklichen Wunsch Mussolinis gegründete Albanischen Faschistischen Partei, an deren Spitze eine lokale Persönlichkeit gesetzt wurde, deren Kontrolle jedoch einem direkt aus Rom entsandten Inspektor des Partito Nazionale Fascista oblag. In einem solchen institutionellen Gefüge sollte das Projekt der Italianisierung Albaniens in Schwung kommen. Schließlich hatte die faschistische Propaganda nach dem 7. April 1939 der Weltöffentlichkeit gegenüber die Militärexpedition über die Adria als eine Art internationale Polizeiaktion präsentiert, die darauf abzielte, das Nachbarvolk von einem Gaunerregime zu befreien und eine neue Ordnung zu errichten, die das edle Volk der Albaner zu Moderne und Fortschritt führen sollte.

Haus
Casa del Fascio (Architekt Gherardo Bosio), heute Universität Tirana.
Wikicommons

Den Ankündigungen sollten Taten folgen: Tirana sollte, gefolgt von weiteren Städten, zum Schaufenster der Fähigkeit des Faschismus werden, selbst die rückständigsten Länder in Richtung Moderne zu verändern. Bereits seit den späten 1920er Jahren begann sich das Stadtbild unter maßgeblicher Beteiligung prominenter italienischer Architekten wie Armando Brasini und Vittorio Morpurgo radikal zu wandeln. Doch wurde nun unter der Leitung von Gherardo Bosio, eines der berühmtesten Stadtplaner jener Zeit, die alte osmanische Stadt von der Monumentalität der neuen rationalistischen Stadtplanung mit ihren breiten Boulevards und imposanten Herrschaftspalästen vollständig überlagert.

Weitere Pläne sahen den Bau neuer gehobener Wohnviertel vor, die in markanten Stellen auf den umliegenden Anhöhen errichtet werden sollten, um italienische Beamte und Leitungspersonen samt ihren Familien unterzubringen. Der Kampf gegen die Malaria – eine in vielen Gebieten Albaniens verbreitete Krankheit – sollte dem Besatzungsland zugutekommen. Die ehrgeizigsten Projekte waren den Küstengebieten vorbehalten, die durch umfangreiche Trockenlegungsmaßnahmen in ein landwirtschaftliches Gebiet umgewandelt werden sollten, das für besonders ertragreiche Kulturpflanzen und Tourismus vorgesehen war und tausende italienischer Siedler aufnehmen sollte.

Männer in Uniform, Schwarz-Weiß-Foto
Mitglieder der faschistischen Jungendorganisation im Lager von Durrës (ital. Durazzo), August 1940.
Roma, Archivio Storico Istituto Luce

Faschistisches Bildungssystem

Die Italianisierung wurde zweifelsohne in den Schulen mit größerer Kraft und Überzeugung vorangetrieben als in anderen Bereichen. Unmittelbar nach der Besatzung wurde das alte albanische Schulsystem aufgelöst und durch ein faschistisch inspiriertes Bildungssystem ersetzt. Nach Ansicht des Ministers für Volksbildung, Giuseppe Bottai, sollte dies der erste Schritt sein, um für die Italiener ein albanisches Hilfsvolk heranzubilden, und entsprechend wurde eine technische Erziehung einer klassischen oder wissenschaftlichen Bildung vorgezogen. Gleichzeitig wurde die italienische Sprache in allen Schulen eingeführt und Hunderte von jungen Albanern zur Weiterführung ihres Studiums an italienische Gymnasien und Universitäten geschickt, stets vom wachsamen Auge der Geheimpolizei begleitet.

Skulptur
Denkmal der Verteidiger von Durrës gegen die italienischen Invasoren.
Foto: A. Basciani

Übergang in deutsche Besatzung

Die italienischen Großmachtträume begannen jedoch schon bald mit dem Fiasko des Griechenlandfeldzugs im Herbst 1940 zu zerbröckeln, als Mussolinis Invasionstruppen von der griechischen Armee vernichtend geschlagen wurden und griechische Truppen tief nach Südalbanien vorstießen. Italien erwies sich nur als Papiertiger, und nicht einmal die Schaffung des sogenannten Großalbaniens im Frühjahr 1941 mit der Annexion des Kosovo und eines kleinen Teils Mazedoniens (um Debar, albanisch Dibër) verbesserte die Lage. Im Gegenteil, ab Ende 1941 wurde der Widerstand, auch der bewaffnete, gegen die italienische Herrschaft immer offener, und die Schulen entwickelten sich zu einem der wichtigsten Zentren der Opposition gegen die italienischen Hegemoniebestrebungen. Der Waffenstillstand Italiens mit den Alliierten und der Sturz Mussolinis am 8. September 1943, dem in Albanien eine deutsche Besatzung folgte, setzte den italienischen Plänen ein endgültiges Ende, die jedoch sowohl politisch als auch kulturell schon lange vorher als gescheitert erachtet werden können. (Alberto Basciani, 4.12.2023)